An diesen Bildern kommt niemand vorbei

Die Von der Heydt-Kunsthalle zeigt eine quicklebendige Retrospektive der Berliner Künstlerin Heike Kati Barath.

An diesen Bildern kommt niemand vorbei
Foto: Anna Schwartz

Elberfeld. „Ich werde manchmal gefragt, ob meine Kindheit wirklich so schlimm war.“ Heike Kati Barath lacht: „Nein, war sie nicht, sie war prima.“ Aber man könnte auf die Idee kommen angesichts ihrer Bilder, die oft pubertierende Mädchen zwischen Wut und Verletzlichkeit zeigen.

Barath winkt noch mal ab: „Ich verarbeite auf den Bildern nicht mein Seelenleben.“ Ihre Werke wirken schlicht bis zum Comichaften, sind aber ungemein vieldeutig und zugleich sehr frisch und witzig.

Die Von der Heydt-Kunsthalle in Barmen zeigt ab Sonntag eine umfangreiche Barath-Retrospektive unter dem Titel „Du auch hier“, die Beate Eickhoff kuratiert hat. Damit man nicht einfach so hereinspaziert, hat die Künstlerin im ersten Raum ihre großformatigen Bilder (3 mal 1,10 Meter) auf Lattengerüste montiert, die im Raum verteilt sind: „Da muss man sich erst mal zurechtfinden.“ Doch welchen Weg um die hohen Hindernisse man auch wählt, dem stechenden Blick der Bikinimädchen entgeht man nicht. „Was willst du denn hier?“, scheinen sie zu fragen. Der Betrachter seinerseits fragt sich, was das bloß für welche sind — es gibt Zornige, Traurige, Verführerische, Verletzte, alle mit diesen ulkigen spillerigen Haaren aus Fugendichtermasse.

Das kommt knallbunt und fröhlich daher, hat aber zugleich etwas Grausames, Archaisches, Unheimliches. Selbst die stilisierten Blüten in Raum vier müssen mindestens Insektenfresser sein. Dass die grimmigen Figuren, darunter behaarte Monster und ein Riesenhase mit blutigem Menschengebiss, so hintergründig wirken, „liegt nicht zuletzt in der bemerkenswert kultivierten Malweise von Heike Kati Barath begründet“, hebt Museumsleiter Gerhard Finckh hervor.

Auch die rosafarbenen Yetis, die im letzten Raum aus der Wand zu brechen scheinen, sind nicht wirklich putzig. Unverwandt schauen sie einen an, strecken besitzergreifend Arme in den Raum. Das zehn Meter lange Bild schräg gegenüber ist wie eine Reihe anderer eigens für diese Ausstellung entstanden. Hier hat Barath Mädchenfarben kräftig aufgetragen: Pink der Himmel und das Meer, goldblond die Haare der Mädchen, die man von hinten am Strand sieht. Tritt der Betrachter ans Bild heran, wird er zwangsläufig Teil dieser Gruppe, starrt mit ihr aufs Meer — auch wenn sich zwei der Mädchen zu ihm umdrehen. Ist hier das Ende oder der Anfang eines Wegs, Resignation oder Aufbruch? Das Rätsel bleibt.

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