Amselrufe auf der Flöte und echtes Vogelzwitschern im Park

Die „Tonleiter“-Reihe in Tony Craggs Skulpturenpark ist ein wahres Klangerlebnis.

Wuppertal. Komponisten der Gegenwart und ihre Inspirationsquellen am Freitagabend waren das Thema beim dritten Konzert der Reihe „Tonleiter“ im Skulpturenpark.

Es sind oft die parallelen Künste, die Komponisten anregen. Aber auch andere Tonschöpfer — die Natur, der Film und der Moment — stehen Pate. Denn Ulrike Nahmmacher (Violine) nimmt Freitag, den 1. April, um 19.31 Uhr den Skulpturenpark Wuppertal zum Anlass, eine eigene Improvisation aus dem Augenblick heraus zu kreieren.

Das klingt klagend und aufbegehrend, mit langen Liegetönen und kurzen Pizzicati und mündet in sauberen, hohen Flageolett-Tönen wie Vogelgesang. Ein gelungener Übergang zu „La Merle Noir“ vom Klassiker der Moderne, Olivier Messiaen: Dirk Peppel entlockt seiner Flöte die Amselrufe, gurrt kehlig in Flatterzungen-Technik und steigert sich in immer wirrere Verschränkungen mit der Klavierstimme (Florence Millet). In der folgenden Pause hören die Zuhörer sogar die echte Amsel ihr Abendständchen im Park zwitschern.

Andrew Norman ließ sich von Glasfenstern des Architekten Frank Lloyd Wright anregen. Seine „Light Screens“ für Streichtrio und Flöte (Jens Brockmann, Viola, und Michael Hablitzel, Cello) setzen die lichtdurchfluteten Muster der Fenster in gleißende Klänge um, die warme Grundierungen tragen. Klangballungen kontrastieren Phrasen aus Einzeltönen, Ruhe und Dynamik treten in Wechselbeziehungen. Sehr abstrakt klingt Toru Takemitsus „Itinerant“ für Flöte solo, eine Hommage an den Bildhauer Isamu Noguchi. Peppel bläst die Trauermusik auch mit Techniken der traditionellen japanischen Flöte Shakuhachi: Tief klagend und schrill schreiend spielt er sein Instrument wie alle Interpreten mit großer Meisterschaft.

In Ian Wilsons „Spilliaert’ s Beach“ nach einem düsteren Gemälde des Malers Leon Spilliaert variiert die Altflöte ein wiederkehrendes Fünf-Ton-Motiv, wabernd und flatternd tief oder in Höhen spiralig kreisend wie glänzende Lichtpunkte, vom Klavier einfühlsam begleitet.

Auch George Benjamin verwendet ein Fünf-Ton-Motiv auf den Namen von Joseph Haydn für Klavier Solo, das stets reliefartig durchschimmert. Christian Jost schließlich ließ sich vom Filmschaffen Stanley Kubricks für sein „UhrWerk“ für Klavier und Streichtrio von 1999 anregen: Unheilvoll aufgewühlt, mit gespannten Streicherklängen und Zupf-Tropf-Klängen von Cello und Klavier schließt das Konzert in der einzigartigen Akustik des Glaspavillons fulminant.

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