Alter Jazz und neue Effekte zum Chillen

In der Late Night Lounge der Kammermusikreihe gab es Experimentelles zu hören.

Wuppertal. Weil ein echtes Festival auch Experimente braucht, wandelte das 3B-Festival für Kammermusik in der Late Night Lounge am Freitagabend in der Immanuelskirche die drei „B“ kurzerhand in „Bach-(Key-)Board-Bar“-Atmosphäre um. Mit schummrigem Rotlicht auf der Empore und blauen Spots seitlich der Bühne ging es durchweg geruhsam zu: Chillen war angesagt in weichen Sesseln und knautschigen Sitzsäcken.

Großmeister Bach aber durfte nicht fehlen: Der junge Cellist Isang Enders spielte mit eigenwilliger Dynamik und Artikulation seine zweite Cello-Suite in d-Moll. Der angekündigte Special Guest entpuppte sich als Alexandra Soumm, eine Geigerin des Festivals. Dieses Mal aber ließ sie nicht ihre Guadagnini-Violine singen, sondern ihre eigene Stimme: „Ich singe zum ersten Mal öffentlich und weiß gar nicht, wohin ich mit meiner Hand soll, die ja keine Violine hält.“ Zusammen mit Julien Quentin am Flügel brachte sie mit angenehm sanfter Stimme Songs und amerikanische Jazz-Standards: Schön gehaucht und mit feinem Piano etwa das von Norah Jones bekannte „Don´t know why“.

Flügel, Keyboard und Elektronik verband Julien Quentin im dritten Programmblock. John Cage ließ grüßen, aber auch Funk und Techno waren angesagt: Im Flügel-Inneren gezupfte Saiten mit Echo- und Hall-Effekten ergaben zum Raumklang erweiterte Skalen, die meditativ einhüllten. Und auf dem Keyboard gehämmerte und mit Rhythmen vom Effektgerät unterlegte Töne zwangen wieder zur Aufmerksamkeit. Letztlich aber überwog Rhythmus-Verliebtheit, denn die fast minimalistisch ausgeführten Klavier-Akkorde brachten nichts Neues. Insgesamt jedoch ein durchaus bemerkenswerter Abend, dem die Zuhörer begeisterten Applaus spendeten.

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