kunstkann’s Digitaler Blick auf Kunstszene Wuppertals

Achte Ausgabe von Kunstkann's findet wegen der Coronakrise im Netz statt.

 Früher fand die Auktion mit Frank Oberbrinkmann (Mitte) mit Publikum statt. 2020 bleibt der Raum leer.  Archivfoto:  Fries

Früher fand die Auktion mit Frank Oberbrinkmann (Mitte) mit Publikum statt. 2020 bleibt der Raum leer.  Archivfoto:  Fries

Foto: Fries, Stefan (fri)

Mit dem neuen Format könne man gut leben, eine spannende Aufgabe sei das, die „wir uns zutrauen“, sagt Martina Sailer. Sie meint nicht weniger als die Transformation der achten Benefiz-Auktion von kunstkann’s ins Netz -  samt lokaler Grenzenlosigkeit und zeitlicher Ausweitung: In diesem Jahr ist zum ersten Mal eine dreitägige, physisch besuchbare Ausstellung im Vorfeld geplant. Hinter alldem steckt die Coronakrise, die freilich auch dafür sorgt, dass niemand sagen kann, wie viele Menschen die Schau Mitte November in der Villa Media besuchen dürfen.

Im Frühjahr fragten sich die acht ehrenamtlichen Macher von kunstkann’s erstmals, was aus der diesjährigen Ausgabe am 20. November werden solle. Beobachteten, wie Kulturschaffende in Wuppertal Plakatwände für eine Open-Air-Ausstellung in der Stadt nutzten (“Out and about“) oder sich im Solidarfonds EinTopf zusammenfanden, um einander auch fiinanziell zu unterstützen. Sailer: „Uns war klar, dass wir was für Wuppertaler Künstler tun wollten, die ja auch für unser Projekt wichtig sind. Aber ohne dabei digitale Experimente einzugehen.“ Die Lösung: Die Auktion findet mit Hilfe der seit der Coronakrise boomenden Zoom-Software im virtuellen Raum statt.

Interesse an Kunst wecken
und so das Leben bereichern

Damit sie dort kurzweilig und erfolgreich wird, sollen weniger Werke in kürzerer Zeit unter den Hammer kommen, den nicht der Auktionator Frank Oberbrinkmann, sondern die Moderatorin Yvonne Peterwerth schwingt. Die mittlerweile bekannten Zoom-Kacheln auf dem Bildschirm soll es nicht geben - die Besucher und Bieter sind nur per Chat zugeschaltet, zu sehen ist Peterwerth und das jeweilige Kunstwerk samt Informationen. „Ich stelle mir das so vor, dass sich mindestens vier Leute zusammentun, und bei einer Flasche Rotwein und Käse einen Abend verbringen und zwischendurch die Auktion besuchen“, erklärt Sailer. Wer nicht im Chat bieten will, kann natürlich auch anrufen oder im Vorfeld ein schriftliches Gebot einschicken. Und weil alles übers Netz geht, können auch Menschen von weiter weg teilnehmen und damit deutlich mehr als die üblichen 200 bis 250 Bieter vergangener Jahre.

40 Werke von 40 Kunstschaffenden haben die   Ehrenamtlichen ausgesucht. „40 erschien uns als eine Zahl, die wir stemmen können“, begründet Sailer die Halbierung des Angebots gegenüber früher. Dabei kam ihnen zupass, dass sie mittlerweile reichlich Expertise über Kunst angesammelt haben. Dennoch fiel die Wahl nicht immer leicht, mussten auch Absagen erteilt werden oder Einladungen unausgesprochen bleiben. Man habe danach geschaut, welches Werk funktionieren könne. „Bei uns sollen die Werke einer guten neuen Bestimmung zugeführt werden.“ Heißt: Ein Käufer, der sich täglich an der Kunst erfreut, ist Sailer lieber  als ein besonders hoher Erlös.

Es gebe wieder eine gute Mischung aus verschiedenen Genres in verschiedenen Größen, verspricht die Organisatorin, die gerade dabei ist, die Kunstwerke zusammenzutragen. Auch das Einstiegsgebot bliebe bei 50 Euro, damit möglichst auch Leute zum Zuge kommen, die bisher leer ausgingen. „Es sind auch Sachen dabei, die sich unter 500 Euro einpegeln werden“, ist sich Sailer sicher. Klar, wolle man auch wieder Menschen in Wuppertal unterstützen, eines oder mehrere Projekte fördern, die auch in den letzten Jahren bezuschusst wurden. Aber: „Menschen für echte Kunst zu interessieren, bereichert auch das Leben.“

Bisher konnten Kunstinteressierte immer nur an einem Tag die stimmig aufgehängten Werke in der Villa Media vorabbesichtigen, bevor diese versteigert wurden. Die kurze Befristung sei immer sehr schade gewesen, zumal die Kunst immer einen Spiegel der Wuppertaler Kunstszene darstelle, so Sailer. Nun werden es drei Tage, vom 17. bis 19. November, sein. Weitere Informationen gibt es natürlich zuvor auch im Netz – in diesen Tagen werden die Bilder eingestellt, wächst die virtuelle Präsentation, die diesmal besonders viele Informationen und mehrere Bildansichten pro Kunstwerk geben soll.

Vielleicht, überlegt Sailer schon weiter, müsse man Veranstaltungen grundsätzlich anders sehen, gehöre das Aktions-Getümmel in der Villa Media der letzten Jahre längerfristig der Vergangenheit an.

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