Abschied von „Queen Mum“: Boving sagt Adieu

Stephan Boving geht nach Dortmund. Der Tenor erinnert er sich an seine schönsten Rollen.

Wuppertal. Abschied und Ankommen sind für manche Menschen so etwas wie Lebensthemen. Sänger beispielsweise kennen das Phänomen von Fremdsein und Wurzelschlagen mit jedem neuen Engagement. So wie Stephan Boving. Der Tenor ("Manche mögen’s heiß", "Hänsel und Gretel") verlässt nach zwei Jahren das Wuppertaler Opernensemble Richtung Dortmund. "Ich habe mich sehr schwer damit getan, mich hier zu verabschieden", erklärt der Sänger etwas wehmütig. "Ich habe mich nicht in Dortmund beworben, sondern bin abgeworben worden."

Einen Grund, aus Wuppertal wegzugehen, hat es für ihn nicht wirklich gegeben. Außer, dass das Angebot aus der Nachbarstadt eben einen Tick attraktiver ist. Bittersüße Erinnerungen nimmt der gebürtige Dürener, der bei allen beruflichen Verpflichtungen kreuz und quer durch Deutschland in Köln seinen Hauptwohnsitz hält, mit. "Die Kollegen, mit denen ich hier zusammengearbeitet habe, waren toll." Elena Fink, Banu Böke und Kay Stiefermann sind alte Kommilitoninnen, die er bereits aus Studienzeiten kannte und an der Wupper wieder traf.

Vor allem an manche Inszenierung erinnert er sich gerne. Regelrecht schwärmerisch berichtet er von der Travestie-Komödie in Musical-Format ("Manche mögen’s heiß"), in der er Jerry/Daphne gab. "Das hätte richtig in die Hose gehen können. Die anderen waren ja alles Schauspieler. Die arbeiten ganz anders." Aber auch dieser 14-malige Ausflug ins Schauspielfach machte dem Sänger "Spaß und war eine tolle Erfahrung". Als "Schicksalspartie" beschreibt er seine Rolle der Hexe in "Hänsel und Gretel": "Da war ich als Queen Mum unterwegs, das hatte etwas sehr Verführerisches."

"Regelrecht stolz" ist der Tenor, der sich jenseits der Bühne als "stinknormalen Menschen" empfindet, der "an einem schönen Sommertag gerne in der Sonne faulenzt", auf seinen Macbeth in Salvatore Sciarrinos gleichnamiger Oper: "Es war unglaublich schwer, diese Partie zu lernen." Zu den Endproben war der Komponist dann anwesend "und lobte, er habe den Macbeth noch nie so wohl klingend gehört".

Nun gibt er in Dortmund den Schönen Sigismund im "Weißen Rössl", den Mohr Monostatos in der "Zauberflöte" - und wieder die Knusperhexe in "Hänsel und Gretel". Seine Wohnung an der Hardt, die Spaziergänge durch den Botanischen Garten oder den Zoo und das Ensemble werden ihm fehlen.

"Sobald man bloß einen Berg herauffährt, ist Wuppertal überall so schön. Das werde ich vermissen", sagt Boving, der das Ensemble ein halbes Jahr, bevor die sanierte Oper wieder eröffnet wird, verlässt. "Schade, dass ich ausschließlich im Schauspielhaus gesungen habe. Das Opernhaus habe ich verpasst."

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