6000 Zuschauer: Taltontheater zieht durchwachsene Bilanz

Das Ensemble freut sich über eine Auslastung von 95 Prozent — hat aber dennoch zu kämpfen.

Wuppertal. Zuerst heißt es: „Hand aufs Herz“. Später sind „Vier Männer im Nebel“, „Fünf Frauen und ein Mord“ sowie „Die Irre von Chaillot“ zu erwarten. Dazwischen gibt es eine klassische Premiere („Kabale und Liebe“), ein Musical, das mit Ausrufezeichen die Adventszeit („Oh Tannengrauen!“) krönen soll, und eine Multi-Kulti-Komödie, die mit dem gebotenen Humor eine klare Warnung ausspricht: „Achtung Deutsch!“

Auf gut Deutsch gesagt: Sieben neue Produktionen verspricht das Team des Taltontheaters, das am 21. September in die Saison 2013/2014 startet (siehe Infokasten). Am 28. Juli endet zunächst einmal die Spielzeit 2012/2013. Bis dahin verabschiedet sich das Ensemble um Jens Kalkhorst und David Meister gleich von mehreren Inszenierungen, die allesamt zum letzten Mal zu sehen sind („Gefährliche Liebschaften“, „Bei Anruf Mord“, „Othello“ und „Der Haken“). „Dracula“ und „Die Physiker“ werden hingegen in der neuen Spielzeit wieder ins Programm genommen.

„Es war ein positiver Start an der Wiesenstraße 118“, betont das Ensemble. „Wir verzeichnen eine gute Entwicklung. Doch man muss auch ganz deutlich sagen, dass wir wirtschaftlich am Limit arbeiten, um die rund 100 000 Euro Finanzierungskosten des neuen Theaters und die laufenden Kosten zu stemmen.“

Das bedeutet konkret, „dass wir stets auf ehrenamtliche Helfer angewiesen waren und sind — wie auch auf Unterstützung durch Spenden oder Sponsoren“. Der Verwaltungsaufwand steige zunehmend, „so dass wir uns gezwungen sahen, schon im Herbst 2012 — weit vor der eingeplanten Zeit — eine erste Bürokraft einzustellen“. Mehr noch: Um Angebot und Niveau halten zu können, sei es wichtig, „das Theater auch auf der Verwaltungsebene zu professionalisieren und weitere Stellen zu schaffen“. Zumal das Ensemble Pläne für Theaterprojekte für Kinder und Familienfestivals in der Schublade habe, sie aber bislang nicht umsetzen könne, da es an finanziellem Spielraum und Personal fehle.

Nach der Schließung des Forum Maximum (des Rex-Theaters) am Kipdorf — der früheren Gastspiel-Heimat — „verloren wir durch ständige Bühnenwechsel viel Publikum und hatten am Ende kaum 200 Besucher pro Inszenierung“, erklärt das Ensemble. Die Entscheidung, eine eigene Bühne zu eröffnen, sei deshalb „gewagt, aber richtig“ gewesen.

Das belegen nicht zuletzt die Zahlen: Das erste Quartal 2012 — nach der Eröffnung — hatte dem Taltontheater insgesamt 1350 Besucher beschert, im ersten Quartal 2013 kamen 1850 Gäste. „Die Spielzeit 2012/2013 kann mit rund 6000 Besuchern als erfolgreiche erste Saison bezeichnet werden“, freut sich das Führungsduo. „Die Auslastung des Hauses liegt aktuell bei durchschnittlich 95 Prozent.“

Das Ensemble darf sich entsprechend bestätigt fühlen. „Das Taltontheater hat stets großen Wert auf einen abwechslungsreichen Spielplan gelegt — auch mit dem Bewusstsein, dass man heute mit ernsten Stücken und Dramen wirtschaftlich lange nicht so gut fährt wie mit heiterer Unterhaltung“. Dennoch halte man am Anspruch fest, „intelligente Komödien oder Musicals mit Werken von Shakespeare, Sartre und Schiller“ zu kombinieren.

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