29.300 Gäste: Besucherrekord im TiC

Obwohl im Jahr 2011 nahezu alle Vorstellungen ausverkauft waren, macht das professionelle Amateur-Theater Verluste.

Cronenberg. Da können andere Theater-Kapitäne nur neidisch werden: Das TiC hat eine Auslastung von 97 Prozent — und damit das bisher erfolgreichste Jahr seiner durchaus stürmischen Geschichte hinter sich. Die aktuellen Skipper können ihr Glück kaum fassen: „Wir staunen selbst“, sagt Stefan Hüfner, der das Theater zusammen mit Ralf Budde leitet.

Fast 30.000 Zuschauer nahmen im Jahr 2011 Kurs auf die Cronenberger Bühne — so viele wie nie zuvor. Auch Peter Krämer reibt sich zufrieden die Augen: Der Geschäftsführer der Rinke Treuhand GmbH ist zugleich Vorsitzender des TiC-Beirats — und als solcher „sehr stolz“ auf die Entwicklung der Bühne.

Kein Wunder: Einen Besucherrekord kann man nicht jeden Tag verkünden. Zumal die Zahlen, die Krämer am Mittwoch im Atelier Unterkirchen vorlegte, für sich sprechen. „Wir haben vier erfolgreiche Geschäftsjahre hinter uns“, betont der Finanzexperte. „Im vergangenen Jahr hatte ich noch gesagt, dass man 95 Prozent nicht toppen kann.“ Die jüngste Statistik hat ihn eines Besseren belehrt: Das Vorjahresergebnis wurde noch einmal übertroffen.

Im Gegensatz zu anderen Bühnen geht die Saison im TiC-Theater nicht von Sommerende bis Sommeranfang, sondern dauert von Januar bis Dezember. So gerechnet ist die Entwicklung rasant: Im Jahr 2008 kamen 25.200 Theaterfans zu 374 Vorstellungen, 2009 waren es 26.100 an 357 Abenden. 2010 genossen 26.700 Gäste insgesamt 336 Aufführungen, 2011 schließlich begrüßte das Ensemble 29.300 Besucher bei 371 Veranstaltungen.

Dass die Zahl der Vorstellungen gestiegen ist, hat einen einfachen Grund: „Es gab zusätzliche Termine, weil die Nachfrage so groß war.“ Mit Blick auf das Machbare — sprich auf die begrenzten Räumlichkeiten und ein semiprofessionelles Ensemble, das den Spagat zwischen Bühne und Beruf, Schule oder Uni schaffen muss — stellt Hüfner jedoch klar: „Die Anzahl der Vorstellungen ist nicht zu steigern.“ Doch was ist das Erfolgsrezept? Budde denkt an die unermüdlichen Mitruderer: „Die Begeisterung der Darsteller überträgt sich auf das Publikum.“

Auch der künstlerische Kurs sei der richtige — und solle beibehalten werden. Denn Vielfalt ist Trumpf: Das Ensemble hat gezeigt, dass es nicht nur im Komödien-, Krimi- und Musical-Genre zu Hause ist. Auch zeitgenössische Stücke („Die Grönholm-Methode“) und klassische Stoffe in modernem Gewand („Romeo und Julia“) seien überraschend gut angekommen.

Apropos Shakespeare: Ausgerechnet Romeo und Julia haben die Statistik verdorben. „Das Stück war Fluch und Segen zugleich“, erklärt Budde. Einerseits habe es das TiC geschafft, zunehmend junges Publikum ins Theater zu locken. Andererseits bedeutete das einen wirtschaftlichen Misserfolg: Da Schüler und Studenten eine Preisermäßigung bekommen, machte sich ihr Ansturm auch finanziell bemerkbar.

Konkret gesagt: 2010 machte das TiC pro Besucher ein Minus von 3,75 Euro. Dies konnte durch die Unterstützung von Förderverein, Stadt und Sponsoren ausgeglichen werden. 2011 hingegen gab es einen Deckungsbedarf von 4,50 Euro. Nur 4 Euro konnten jedoch gegenfinanziert werden. „Das ist kein Problem, wir haben Rücklagen“, sagt Krämer. Dennoch: „Vor einigen Jahren war die Spendenbereitschaft größer. Man wollte dem TiC wieder auf die Beine helfen.“ Und heute? „Meinen viele, das TiC bräuchte keine Förderung mehr.“

Dass die Bühne trotz des Besucherrekords nach wie vor Unterstützung benötigt, wundert Krämer nicht: „Kein Theater kann mit den Kartenpreisen sämtliche Kosten abdecken.“ Das gelte ganz besonders für kleine Bühnen mit beschränkter Platzzahl.

Durchschnittlich 15 Euro kostet eine Karte — dem stehen umgerechnet Theaterkosten von 19,50 Euro gegenüber. Die Kapitäne möchten ihren Kurs dennoch nicht ändern: Sie wollen die Preise nicht erhöhen. Stattdessen hoffen sie, dass wieder mehr Sponsoren ins Boot steigen.

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