Kultur-Studie: Der Fehler liegt im Detail

Wuppertal schneidet bei einem bundesweiten Kulturvergleich schlecht ab. Die Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen.

Wuppertal. Warum überhaupt ein Kulturstädteranking? Auf die zentrale Frage gibt es eine klare Antwort: „Die Kulturwirtschaft ist ein expandierender Wirtschaftszweig und wichtiger Arbeitgeber, gerade in Städten.“ Diese Eingangsthese dürfte zweifelsfrei richtig sein. Weit weniger unumstritten sollten die folgenden Details sein: Was ein jüngst veröffentlichtes Kulturstädteranking auf rund 30 Seiten auflistet, muss durchaus kritisch gesehen werden.

Wie die WZ berichtete, ist Wuppertal bei einem Kulturvergleich auf einem der letzten Plätze gelandet. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts im Auftrag der Berenberg Bank. Untersucht wurden die 30 größten Städte Deutschlands. Das Ergebnis: Stuttgart ist Kulturmetropole Nr. 1, während Wuppertal zu den Schlusslichtern gehört.

Aufschlussreich sind speziell die Details. So belegt Wuppertal in der Rubrik „Öffentliche Kulturausgaben in Euro je Einwohner (Durchschnitt der Jahre 2001/2005/2007)“ einen Mittelplatz. Rund 110 Euro fließen demnach pro Jahr. Zum Vergleich: Frankfurt am Main belegt Platz eins mit rund 210 Euro, Hannover sorgt mit 40 Euro für einen Minus-Rekord. Abgesehen davon, dass die aktuellsten Zahlen in dieser Rubrik aus dem Jahr 2007 stammen, gibt die Studie jedoch keinerlei Aufschluss darüber, wie sich die Kulturausgaben grundsätzlich entwickelt haben. Sind sie steigend, fallend oder halten sie ihr Niveau? So oder so: Eine Antwort gibt es nicht, eine Tendenz ist nicht erkennbar. Was zählt, ist allein der Durchschnittswert.

Auffällig ist auch die Platzierung mit Blick auf die Anzahl der Theater-, Musical- und Opernsitzplätze. Zuschauer in Bonn, Augsburg und Stuttgart haben hierbei — quantitativ gesehen — die Nase vorn. Und Wuppertal? Landet auf dem vorletzten Platz. Nur Duisburg bietet noch weniger Sitzplätze. Aber auch hierbei ist zu bedenken: Die Daten, die das Volumen öffentlicher wie privater Häuser zusammenfassen, stammen aus dem Jahr 2010.

Wobei die Zahl der privaten Sitzplätze der Studie zufolge in Wuppertal angeblich gen Null tendiert. Doch was ist mit beliebten Bühnen wie dem TiC, das erst jüngst einen Besucherrekord einfuhr? Dem Leo-Theater, das Anfang 2011 neu durchgestartet ist? Und dem Taltontheater, das gerade erst ein eigenes Haus bezog?

Sogar in der Studie steht es schwarz auf weiß: „In vielen Städten hat die private Theaterlandschaft eine wichtige Funktion für das kulturelle Angebot.“ Gerade in Wuppertal spielt die lebendige freie Theaterszene eine wichtige Rolle. Dies wird jedoch keinesfalls aktuell berücksichtigt.

Wuppertal ist indes auch in anderen Rubriken ganz unten angekommen: Der „Anteil der Beschäftigten in der Kulturwirtschaft an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten“ (2011) ist nirgendwo so gering wie in der Schwebebahn-Stadt.

Auch bei den Museumsbesuchen je Einwohner ist Wuppertal abgeschlagen. Während sich die Menschen in Dresden und Bonn besonders kunstinteressiert zeigen, gehen die Bürger in Wuppertal — statistisch gesehen — noch nicht mal ein Mal pro Jahr ins Museum. Auch diese Angabe ist allerdings mit Vorsicht zu genießen: Zu bedenken ist, dass Metropolen wie München und Stuttgart (Platz drei und vier) Touristen mit einer größeren Vielzahl an Museen anlocken können. Außerdem gilt erneut: Die Zahlen entsprechen einem Durchschnittswert aus den Jahren 2008, 2009 und 2010.

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