Pandemie Kultur in Wuppertal: Mit dem Abosystem kehren auch die Zuschauer zurück

Interview · Daniel Siekhaus, Geschäftsführer von Bühnen und Sinfonieorchester Wuppertal, zur aktuellen Situation seines Hauses.

 Daniel Siekhaus, Geschäftsführer von Bühnen und Sinfonieorchester, blickt zuversichtlich in die Zukunft.

Daniel Siekhaus, Geschäftsführer von Bühnen und Sinfonieorchester, blickt zuversichtlich in die Zukunft.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Der Trend zeigt eindeutig nach oben. Auch wenn die Spielzeit unter denkbar schlechten Vorzeichen für Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester Wuppertal begann, Corona-Pandemie und Flutschäden für Probleme sorgten. Geschäftsführer Daniel Siekhaus zieht denn auch eine positive Bilanz und freut sich „auf das vielfältige Spielzeitprogramm in Oper, Schauspiel und Orchester in 2022/23 und dabei ganz persönlich immer besonders auf diejenigen Werke, die ich noch nicht kenne“. Im Gespräch mit der WZ nimmt der Geschäftsführer auch zu aktuellen Themen wie dem der Finanzen und der Entwicklung der Zuschauerzahlen Stellung.

Herr Siekhaus, Ende 2021 standen städtische Zusagen über Steigerungen bei den Betriebskostenzuschüssen im Raum, nun aber regiert der Rotstift im Haushalt. Auch bei den Bühnen?

Daniel Siekhaus: Die Erhöhung des Betriebskostenzuschusses ist notwendig, um die Personalkosten der Wuppertaler Bühnen auch zukünftig tragen zu können. Ich bedanke mich bei der Stadtverwaltung und bei allen Ratsmitgliedern, die diese Notwendigkeit erkannt haben und die Erhöhung unterstützen. Die in Aussicht gestellte Anhebung des Betriebskostenzuschusses ist weiterhin im aktuellen Haushaltsplanentwurf enthalten.

Für 2022/23 wird das Abosystem wieder eingeführt. Gibt es schon Feedback seitens der Abonnenten?

Siekhaus: Während der Pandemie haben wir die Abonnements ausgesetzt, da wir aufgrund der Sitzplatzeinschränkungen nicht alle Abonnentinnen und Abonnenten hätten bedienen können. Stattdessen erhielten sie eine Treuekarte, mit der ihnen im Freiverkauf 20 Prozent Rabatt auf die Karten gewährt wurde. Nun können wir das Abosystem wieder aufnehmen und sogar ausbauen – zum Beispiel bieten wir ein neues Abo für Jugendliche an. Der Verkauf läuft bereits an und das recht gut: Besonders viele Neuabschlüsse verzeichnen wir beim Sinfonieorchester.

Wie machte sich die Pandemie in der Spielzeit 2021/22 bemerkbar?

Siekhaus: Seit Anfang April gibt es keine Einschränkungen für das Publikum mehr. Wir empfehlen lediglich weiterhin das Tragen einer Maske und stellen Desinfektionsspender bereit. Unsere Lüftungsanlagen im Opernhaus und im Theater am Engelsgarten sind vor Kurzem noch einmal geprüft und zertifiziert worden. Ich bin froh, dass wir wieder eine höhere Aufenthaltsqualität bieten können und es wieder möglich ist, in der Pause mit einem Getränk anzustoßen.

Wie hat sich Ihre eigene Arbeit unter Corona geändert?

Siekhaus: Ein wichtiger Schwerpunkt lag auf dem Arbeitsschutz. Er spielt auch weiterhin eine bedeutende Rolle, denn unsere künstlerischen Beschäftigten testen sich auch weiterhin regelmäßig. Zudem waren die vergangenen zwei Jahre durch ein ständiges Um- und Neuplanen von künstlerischen Vorhaben geprägt.

Die Zuschauerzahlen sind coronabedingt stark zurückgegangen und die Menschen kehren auch nur zögerlich zurück. Was können die Bühnen tun?

Siekhaus: Die Zuschauerzahlen werden sich mit der Rückkehr der Abonnentinnen und Abonnenten wieder steigern. Wir können die Menschen auf unsere vielfältigen künstlerischen Angebote aufmerksam machen. Mit Initiativen wie „Neu in der Oper“ sprechen wir gezielt ein neues Publikum an.

Wie fördern die Bühnen das Thema Nachhaltigkeit?

Siekhaus: Nachhaltigkeit ist seit vielen Jahren ein Thema in unserem Betrieb. Wir arbeiten mit Wertstofftrennung, wählen Materialien nach ihrer Umweltverträglichkeit aus und investieren im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten in energieschonende Technik wie LED-Leuchtmittel. Mittlerweile haben wir auch ein Lastenfahrrad und ein erstes E-Fahrzeug.

Beeinträchtigt der Ukrainekrieg die Arbeit der Bühnen?

Siekhaus: Bei uns arbeiten Menschen aus vielen Nationen, auch aus der Ukraine und aus Russland. Der Krieg beschäftigt viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Betrieb sind wir von den Folgeerscheinungen des Krieges betroffen. Dazu gehören zum Beispiel Lieferengpässe und Energiekostensteigerungen.

In der Flutnacht 2021 wurde die Oper stark beschädigt. Wie weit sind die Reparaturarbeiten gediehen?

Siekhaus: Ich freue mich, dass der Stadtrat den Durchführungsbeschluss zur Wiederherstellung und Modernisierung der Bühnentechnik im Opernhaus getroffen hat. Nach aktuellem Planungsstand wird das Gebäude im Sommer 2023 für zwölf Wochen geschlossen sein, um insbesondere die Untermaschinerie zu reparieren und präventive Maßnahmen für zukünftige Unwetterereignisse umzusetzen. In der regulären Spielzeitpause im Sommer 2024 sollen abschließende Modernisierungsarbeiten, insbesondere an der Obermaschinerie, folgen.

Eine kurze Bilanz der Spielzeit 21/22 aus Ihrer Sicht.

Siekhaus: Ich ziehe eine positive Bilanz: Nach dem Hochwasser im Sommer konnten wir das Opernhaus dank des enormen Einsatzes des Gebäudemanagements und unserer eigenen technischen Abteilungen Anfang Dezember wieder eröffnen und seitdem viele Vorstellungen geben. Die coronabedingten Einschränkungen wurden nach und nach zurückgefahren. Und die Erfahrungen der letzten Woche mit zwei ausverkauften Vorstellungen – eine Aufführung der Zauberflöte in Kooperation mit dem Instrumental-Verein Wuppertal, und ein wunderbarer Georg Kreisler-Abend mit unserem GMD Patrick Hahn – stimmen mich mit Blick auf das Publikum zuversichtlich.

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