Kultur im Sommerloch: „Man trifft sich und macht einfach“

Das Kollektiv vom Sommerloch bespielt die ehemaligen Elba-Hallen mit vielfältiger Kunst.

Kultur im Sommerloch: „Man trifft sich und macht einfach“
Foto: Stefan Fries

Elberfeld. „Es gibt in Wuppertal keinen schönen, charmanten Ort für Livemusik“, sagt Jonas David, selbst Musiker. Also hat das Kollektiv vom Sommerloch einen geschaffen: in den alten Produktionsstätten der Elbafabrik in der Elberfelder Moritzstraße. Dort, wo gestern noch Bier- und Brausekästen standen, ist heute die Bühne für den Isländer Ólafur Arnalds aufgebaut.

Das Backsteingebäude ist ein ideales Spielfeld für Künstler: Die riesigen Hallen stehen um einen zur Wupper offenen Innenhof mit einem niedlichen Hochbeet voller Tagetes und Geranien.

Ein Team von 25 Kulturschaffenden, meist Kunst- oder Design-Studenten, manchmal auch ein Buchhaltungs-Kundiger, belebt im Sommer das Areal. Nach zweijähriger Pause hat die Eigentümerfamilie Küpper den Künstlern die Elba-Hallen erneut überlassen.

Möglichst groß soll die Bandbreite, möglichst spontan sollen die Aktionen sein. „Man trifft sich und macht einfach“, sagt Jonas David — das können Konzerte, Ausstellungen, Performances sein, aber auch ein Abend mit gefundenen Dias, die der Vorführer selbst zum ersten Mal sieht.

Ums Verkaufen und Vermarkten geht es definitiv nicht. „Der Wunsch beim Sommerloch ist, dass Leute, die immer schon von einem Projekt geträumt haben, das hier umsetzen“, sagt Meiké Müller. Der Reiz daran: „Man weiß eigentlich, es geht nicht, man kriegt keinerlei Unterstützung etwa von der Stadt — aber vielleicht kriegen wir es doch hin.“

Die Idee des Kollektivs hält das Team seit Jahren durch: „Jeder macht alles - fegt, putzt die Klos, baut die Bühne auf, holt den Künstler vom Flughafen ab. Jeder entscheidet auch, wie viel er arbeitet. Ehrenamtlich ist es sowieso: Keiner verdient irgendwas“, sagt Julian Bär.

Schwarze, rote, goldene und einige weiße Lampions schaukeln noch im Innenhof, Spuren des WM-Finales. „Wir haben lange überlegt, ob wir Public Viewing anbieten sollen weil wir die Fifa und das, was in Brasilien gelaufen ist, auf keinen Fall unterstützen wollen“, sagt Jonas David. „Auf der anderen Seite sind Fußballspiele auch kultureller Bestandteil unseres Landes, ganz verschiedene Leute kommen bei den Übertragungen zusammen.“ Finanziell habe es auch ein bisschen gebracht — Ólafur Arnalds bekommt nun mal seine normale Gage, auch wenn er im Sommerloch exklusiv für 300 Leute spielt.

Siehe das Interview mit dem isländischen Musiker Ólafur Arnalds, S. 16

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