Das ist mein Wuppertal „Kultur, die Farbe bekennt, hat hier einen Platz gefunden“

Der Künstler Christian von Grumbkow ist seiner Bergischen Heimat treu. Sie erdet ihn und schenkt ihm zugleich Inspiration.

Das ist mein Wuppertal: „Kultur, die Farbe bekennt, hat hier einen Platz gefunden“
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Schillernd wie ein Regenbogen filtern die großen Fenster im Foyer das Licht. Die Welt dahinter erscheint bunter und lebendiger. Das ist für Christian von Grumbkow das entscheidende. „Farben verleihen den Dingen eine andere Qualität. Kunst macht die Welt ein Stück schöner und lebenswerter“, sagt der 69-Jährige. Er möchte mit seinen Werken die Seele der Menschen erreichen, damit sie Trost darin finden und neuen Mut schöpfen.

Das ist mein Wuppertal: „Kultur, die Farbe bekennt, hat hier einen Platz gefunden“
Foto: Andreas Fischer

Für das Theater am Engelsgarten hat der Künstler jedoch nicht nur drei Fenster gestaltet, es ist für ihn gleichzeitig ein besonderer Ort. „Er hat eine positive Energie und ist ein leuchtendes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement. Kultur, die Farbe bekennt, hat hier einen Platz gefunden“, sagt Christian von Grumbkow.

Regelmäßig besucht er die Premieren auf der kleinen Bühne. In Kombination mit der Oper, dem Engelshaus, der Parkanlage sowie den Skulpturen von Tony Cragg und Alfred Hrdlicka ist in seinen Augen ein außergewöhnliches Ensemble entstanden. „Es ist ein Riesenbereich mitten in der Stadt, der ganz der Kultur gewidmet ist. Im Frühjahr und im Herbst verbringe ich gerne meine Zeit im Engelsgarten, denn es ist eine Oase der Ruhe, die nicht der Hektik des Alltags zum Opfer gefallen ist.“

Gleichzeitig ziehe er Menschen aus der ganzen Welt an, um Geschichte und Geschichten zu erleben. „Das zeigt, dass wir in Wuppertal mehr sind, als wir glauben, dass wir sind“, betont der erfolgreiche Maler. Für ihn ist die Bergische Metropole eine Stadt im Aufbruch. „Sie ist ein Spielort für Ideen. Viele Kreative und Menschen mit Inspiration leben und engagieren sich hier“, sagt der Wahl-Wuppertaler.

Um seine Heimat in ein neues Licht zu setzen, beteiligt er sich an einem Filmprojekt, das sich im kommenden Frühjahr abspielen soll. „Es zeigt die Stadt von einer Seite, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.“ Zu den Protagonisten gehören auch die Pina-Bausch-Tänzerin Jo Ann Endicott und Bildhauer Tony Cragg. „Sie sind Werbegrößen für Wuppertal.“ Ebenso stehe die Schwebebahn für die Stadt wie der Eiffelturm für Paris.

Christian von Grumbkow genießt jedoch auch das grüne Herz der Hardt, die große Geschichte, die Brüche zwischen den Quartieren, die Treppen, das Auf und Ab und die verborgenen Schätze seiner Stadt. Er musste allerdings erst lernen, Wuppertal zu lieben: Seine erste Begegnung mit ihr sei ein traumatisches Erlebnis gewesen.

„Als ich vier Jahre alt war, bin ich mit meinen Eltern das erste Mal hierhergekommen. Auf der Poststraße standen anstelle der Häuser nur Bretterverschläge und davor saßen Männer ohne Beine, die sich auf Stühlen fortbewegt haben.“ In Panik flüchtete er damals vor diesem Anblick — wie seine Eltern ihn im Gewirr der Straßen wiedergefunden haben, weiß er nicht mehr. „Das ist die Wurzel für meinen Blick auf die Stadt, die so viel wieder aufbaut hat und sich noch immer entwickelt. Dazu trage ich gerne bei.“

Inzwischen begegnet er seiner Heimat in der ganzen Welt. Bei einem Lehrauftrag in Maine kam er mit einer Frau ins Gespräch, die sich als gebürtige Wuppertalerin entpuppte. „Wir haben im Sommer für sechs Wochen die Häuser getauscht. Sie hat hier den bergischen Regen genossen und wir haben in den USA mit Putzkolonne und Gartenteam residiert.“

Auf Einladung einer Galerie in Santa Fe arbeitete er eine Zeit lang in New Mexico und ließ sich von der Wüste inspirieren. Ein Bild der anschließenden Ausstellung ersteigerte eine Wuppertalerin über das Internet. „Nur dort habe ich es malen können — und nun hängt es hier. Das ist schon merkwürdig“, sagt Christian von Grumbkow.

Christian von Grumbkow über die Stadt Wuppertal

Immer wieder hat er mit dem Gedanken gespielt, sich von Wuppertal zu trennen — doch die Stadt versteht es immer wieder aufs Neue, ihn zu fesseln. „Ich bin ihr treu. Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, als Künstler zu überleben — was nicht immer einfach ist. Davon möchte ich etwas zurückgeben.“

Nach jeder Ausstellung in Berlin oder anderen großen Metropolen kehrt er gerne ins Bergische zurück. „Wenn ich einmal durch Wuppertal durchfahre, bin ich im Alltag angekommen. Dennoch habe ich nie das Gefühl, dass es langweilig ist.“ Wenn ihm etwas zu grau erscheint, haucht er ihm mit kräftigen Farben und energischem Pinselstrich wieder Leben ein.

Noch bunter wünscht er sich auch das Foyer des Theaters am Engelsgarten. „Dort drüben könnten noch farbige Fenster hin“, sagt der Künstler und deutet auf die transparenten Scheiben im hinteren Bereich, die den Blick auf die eher farblose Fassade dahinter freigeben. Schon entsteht in seinem Kopf das nächste Projekt — so schillernd wie der Regenbogen.

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