Politik Kritik an der AfD beim Antikriegstag in Wuppertal

Mit einer Gedenkveranstaltung erinnerte der DGB an die Toten der Weltkriege. Guido Grüning, Vorsitzender des Stadtverbands, kritisierte die AfD.

Politik: Kritik an der AfD beim Antikriegstag in Wuppertal
Foto: Fischer, Andreas (f22)

Wuppertal. Dass der Beginn des Zweiten Weltkrieges nun bald 80 Jahre zurückliegt, mag für manchen Zeitgenossen eine olle Kamelle oder wahlweise auch ein „Fliegenschiss“ (AfD-Chef Alexander Gauland) der deutschen Geschichte sein. Angesichts der Tatsache, dass in einigen deutschen Städten Rechtsextreme auf offener Straße fremd aussehende Menschen provozieren und attackieren, ist die Forderung „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ freilich nicht so aus der Zeit gefallen, wie es sich mancher vielleicht wünschen würde.

Insofern war der Antikriegstag, zu dem der Stadtverband Wuppertal des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am Samstag in die City-Kirche Elberfeld geladen hatte, hochaktuell. Mit Reden, Texten und Liedern wurde anlässlich des Beginns des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 daran erinnert, wie viel Not und Elend Kriege über Menschen und Völker gebracht haben.

Dass Krieg und Faschismus in einem Europa, das derzeit von einer Welle der Renationalisierung und politischen Engstirnigkeit geprägt wird, wieder den Diskurs bestimmen, kritisierte der Vorsitzende des DGB-Stadtverbands, Guido Grüning. Das Gedenken an die Toten der beiden Weltkriege verpflichte zum Handeln. „Wir müssen heute anfangen, uns für den Frieden stark zu machen“, sagte er auch mit Blick auf die Ereignisse in Chemnitz. Dazu gehöre, sich klar gegen Rassismus zu positionieren und für die „internationale Solidarität“ einzusetzen. Grüning scheute sich nicht, den politischen Gegner der Gewerkschaften klar zu benennen: „Deshalb ist die AfD unser Feind und wird bekämpft.“

Auch Sozialdezernent Stefan Kühn warf einen besorgten Blick auf die politische Stimmungslage in Deutschland. Das Gedenken an die Verbrechen der NS-Zeit sei eine Verpflichtung für die Bürger, um „unsere Demokratie“ zu kämpfen. Die Gesellschaft dürfe nicht vor den „braunen Horden“ einknicken. Flüchtlingen müsse weiterhin humanitäre Hilfe geboten werden, die Bekämpfung der Fluchtursachen in den betroffenen Ländern fortgeführt werden.

Nach den politischen Appellen folgte der Kulturabschnitt des Abends. Die aus Wuppertal stammende Sängerin Katja Krüger trug gemeinsam mit Erich Schaffner Texte und Lieder unter anderem von Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Boris Vian und Paul Éluard vor. Begleitet wurden sie dabei von der französischen Pianistin Elisa Bellanger.

Dass auch ein Autor wie Brecht nicht frei von nationalistischen Anwandlungen war, zeigte ein Textausschnitt, aus dem Schaffner vorlas. Darin hatte der damals 16-jährige Brecht in einem Beitrag für die „Augsburger Allgemeine“ das Ausrücken der Soldaten in den Ersten Weltkrieg in hymnischen Tönen geschildert. Dass sich diese Einstellung später änderte, machten die zahlreichen weiteren Texte von Brecht deutlich, die im Laufe des Abends noch vorgetragen wurden.

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