Baufehler : Fachmann kritisiert Wuppertaler Döppersberg: „Von der Mauer geht Gefahr aus“
Exklusiv Wuppertal Naturstein-Experte Thomas Lange kritisiert Baufehler an der Kalksteinmauer am Wuppertaler Döppersberg. Er gibt dem Bau fünf Jahre. Die Stadt weist die Kritik zurück.
Thomas Lange kratzt mit den Fingern über den Kalkstein an der Naturstein-Mauer am Döppersberg. Kleine Splitter lösen sich und rieseln zu Boden. „Wenn ich da dran fasse, fällt da schon etwas ab“, sagt der Wuppertaler Naturstein-Experte, der in Sprockhövel einen Steinbruch betreibt. Nun zeigt er auf eine Stelle, die sich in rund sieben Meter Höhe, neben dem Eingang zur Bahnhofsvorhalle, befindet. Von unten sind Risse zu sehen. „Diese Steinscherbe sieht so als, als könnte sie jeden Moment nach unten fallen. Ich schätze mal, die wiegt ein Kilo. Wenn die jemandem auf den Kopf fällt, ist der vielleicht tot“, sagt Lange.
Der Naturstein-Fachmann äußert massive Kritik an der Montage der Natursteine am neuen Döppersberg. Er sagt: „Von der Mauer geht Gefahr aus.“ Der verbaute Jura-Kalkstein sei nicht frostsicher, obwohl die Stadt genau das in ihrer Ausschreibung angegeben hatte. Er zitiert Vorgaben der Industrievereinigung Altmühltaler Kalksteine e.V.: „Jura-Kalksteine sind nur bedingt widerstandsfähig gegen Frost-Tau-Wetter.“ Der Stein sei zudem falsch gesägt worden, dadurch würden die Lager nach oben zeigen und Wasser könne eindringen und den „Stein sprengen“. Auch fehle eine vorgeschriebene Mauerabdeckung.
„In maximal fünf Jahren gibt es hier einen massiven Schaden“
In der Folge gebe es überall „Bewegung“ in der Mauer. Das sehe man nicht nur an den Rissen. Lange zeigt auf einen Mauerabschnitt oberhalb des Ladenlokals, in das bald der Discounter „Tedi“ ziehen soll. Dort sind einige Stangen, die zwischen den Steinen installiert sind, verbogen. „Da ist Druck drauf.“
Döppersberg-Projektleiterin Martina Langer schrieb Thomas Lange zwar, dass man seine Hinweise „sehr ernst“ nehme, allerdings sagte sie im Gespräch mit der WZ, dass mit den Steinen aus Sicht der Stadt alles in Ordnung ist. „Die Risse in den Sedimenten von Naturstein sind normal“, sagt sie. Auch gebe es kein Nässeproblem. Die Steine seien geprüft und für den Einsatz im Freien geeignet.
Sie verweist auch auf die Antwort auf eine große Anfrage der FDP in der Baubegleitkommission Döppersberg. Da schrieb die Stadt bereits im vergangenen Jahr: „Die Eignungsprüfungen insbesondere bezüglich der Druckfestigkeit, Biegezugfestigkeit, Wasseraufnahme, Frostbeständigkeit und Tausalzbeständigkeit wurden untersucht. Des Weiteren liegt der Stadt die Prüfung des TÜV Rheinland zu den technischen Werten vor. Somit ist der Stein für die Nutzung als Fassadenstein geeignet.“