Krebs-Patientinnen schminken sich

Leiterin Heike Pohl erklärt den Frauen, worauf es während der Therapie besonders ankommt.

Krebs-Patientinnen schminken sich
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Noch etwas unsicher und mit fragenden Blicken haben die knapp zehn Frauen Platz genommen und warten, dass das Kosmetikseminar für Krebspatientinnen beginnt. Dann sind alle da und Seminarleiterin Heike Pohl bittet sie, die großen, gelben Taschen vor sich zu öffnen. Sogleich fängt Kosmetikerin Nina Knies an zu erklären, um welche Produkte es sich in den Taschen handelt — vom Tonic über Make-up bis hin zu Concealer und Eyeliner reicht das Sortiment. Aber auch ein buntes Kopftuch in sommerlichen Farben ist neben den reinigenden, pflegenden und dekorativen Produkten Inhalt der Tasche.

„Wer nicht möchte, muss natürlich seine Perücke oder sein Kopftuch nicht abnehmen. Hier wird niemand zu irgendetwas gezwungen“, sagt Pohl, die die Teilnehmerinnen zuvor persönlich in der St. Anna Klinik angesprochen und zu dem Kosmetikseminar eingeladen hatte, das die gemeinnützige Gesellschaft DKMS Life organisiert.

Nur wenige Augenblicke später ist die Stimmung heiter und die anfängliche Unsicherheit verflogen. „Die Reinigung des Gesichts ist vor allem bei der Einnahme von Medikamenten auch am Morgen sehr wichtig, denn gerade über Nacht werden Giftstoffe über die Haut ausgeschieden. Warme Kompressen öffnen zuvor die Poren“, sagt Knies. Vor dem Auftragen einer Feuchtigkeitscreme empfiehlt sie, einen Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor aufzutragen, denn während einer Chemotherapie sei die Haut ganz besonders empfindlich.

Schließlich geht es darum, sich zu schminken — im Vordergrund steht, unschöne Flecken und andere Hautirritationen im Gesicht gekonnt zu verdecken. Auch dazu hat die Kosmetikerin einen Tipp: „Bei Rötungen sind Abdeckstifte mit Grünanteil ratsam. Erst danach sollte das Make-up aufgetragen werden.“ Viele weitere Ratschläge gibt Knies an diesem Nachmittag den Patientinnen mit an die Hand und geht individuell auf all ihre Fragen ein. Am Ende des Seminars ist das Ziel erreicht — die Frauen strahlen und es ist ihnen anzusehen, dass sie sich trotz der Belastungen durch die Krebstherapie schön und in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt fühlen.

Heike Pohl weiß, wie wichtig es ist, mal für einen Moment die Krankheit zu vergessen und unbeschwert mit anderen zusammen zu sein. Sie war selbst vor Jahren betroffen und möchte nun andere Patientinnen zu einer lebensbejahenden Einstellung ermutigen.

Ihr habe das Kosmetikprogramm von DKMS Life damals geholfen. „Haarausfall, der Verlust von Wimpern und Augenbrauen sowie Hautflecken hinterlassen enorme seelische Spuren. Eine positive Lebenseinstellung unterstützt aber den Heilungsprozess. Daher ist diese Form der Therapie besonders wichtig.“

Um eine familiäre und ungezwungene Atmosphäre bei den zweistündigen Seminaren zu erzeugen, seien pro Veranstaltung maximal zehn Teilnehmerinnen zugelassen. „Die Seminare werden von den Frauen sehr gut angenommen. Die Plätze sind immer recht schnell vergeben“, sagt Pohl.

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