Kranker Gentleman-Räuber: Prozess beginnt Ende April

2006 und 2011: Zweimal hat Manfred F. (65) die Sparkasse am Rolingswerth in Barmen überfallen.

Wuppertal. Ab Ende April muss sich der krebskranke und spielsüchtige Serienbankräuber Manfred F. vor dem Landgericht verantworten. Der Vorwurf gegen den 65-Jährigen, der sich selbst als Berufsverbrecher bezeichnet, lautet: schwere räuberische Erpressung. Der gebürtige Berliner ist bei der Justiz und in Wuppertal ein alter Bekannter. Am 7. August des vergangenen Jahres hat F. die Sparkasse am Rolingswerth überfallen — schon zum zweiten Mal in seiner Karriere als Krimineller.

Nicht nur die Mitarbeiter der Sparkasse werden sich ans Jahr 2006 erinnern: Damals erlangte F. als Gentleman-Räuber von Barmen traurige Berühmtheit. 2008 wurde er für den ersten Überfall am Rolingswerth zu mehr als sieben Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.

Lange Zeit befand sich F. in Strafhaft. Ende 2011 wurde er im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg für die Dauer eines halben Jahres für haftunfähig erklärt. Der krebskranke Senior kam frei, sollte sich eigentlich Ende Juli des vergangenen Jahres im Gefängnis zurückmelden. Stattdessen überfiel er die Sparkasse am Rolingswerth. Danach war er mit mehreren tausend Euro auf der Flucht.

Als er schließlich Ende August in Niedersachsen — ausgerechnet nach dem Besuch einer Spielhalle — mit 6500 Euro aus der Rolingswerth-Beute gefasst wurde, entkam er noch am selben Abend erneut: Durch das Fenster der Behindertentoilette der Polizeistation in Stadthagen kletterte er in die Freiheit. Mehrere Stunden suchte die Polizei mit Hunden, Hubschraubern und Fußstreifen nach dem 65-Jährigen. Der sah sich die Fahndung von einer Garage neben der Wache an. Schließlich gab er auf: Ohne seine Medikamente hat er offenbar keine Chance mehr. Als er an der Hintertür des Reviers klingelte, sagte er den verdutzten Beamten: „Ich bin Berufsverbrecher. Ihr dürft es mir nicht übelnehmen, wenn ich die Chance zur Flucht ergreife.“

Es folgte die erneute Einlieferung ins JVA-Krankenhaus Fröndenberg. Dort stufte man den Krebspatienten, der auf Medikamente angewiesen ist, bis auf weiteres als haftfähig ein. Die zwischenzeitliche Freilassung des Kriminellen sei mittlerweile intern untersucht worden, heißt es seitens der Behörden.

Unstrittig ist, dass F. todkrank ist. Wie die WZ erfuhr, soll er schon beim Überfall im vergangenen August in Barmen deutlich angeschlagen gewesen sein. Der Kassiererin habe er zwar noch höflich einen „schönen Tag“ gewünscht. Als er sich dann zur Flucht wendete, sei er gegen eine Glaswand gelaufen und habe seine Plastikpistole fallen gelassen.

Am Mittwoch kündigte Verteidiger Klaus Sewald ein Geständnis seines Mandanten an. Der gilt bislang als verhandlungsfähig. Schon während des Prozesses 2008 war der Gentleman-Räuber auf einen Katheter angewiesen. Fürs aktuelle Verfahren sind bislang drei Verhandlungstage angesetzt. Dass F. jemals wieder auf freien Fuß kommt, scheint unwahrscheinlich.

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