Wuppertal : Kopfsteinpflaster: Spagat zwischen Historie und Barrierefreiheit
Wuppertal Der Straßenbelag hat in Wuppertal viele Fans, aber auch Kritiker. Die Stadt will ihn dort erhalten, wo es möglich ist – auch wenn die Pflege aufwändiger ist.
Die Neue Friedrichstraße in der Elberfelder Nordstadt wird Fahrradstraße. Gebaut wird dort schon jetzt, die WSW verlegen neue Kanäle. Doch was wird aus dem Kopfsteinpflaster? Nur ein verschwindend kleiner Teil von Wuppertals Straßen trägt überhaupt noch solch einen Belag. 0,4 Prozent sind es — oder anders ausgedrückt: 40 000 von stadtweit insgesamt gut 10 000 000 Quadratmetern Verkehrsfläche. Fans heben den nostalgischen Charme hervor, Kritiker sprechen dagegen von Huckelpisten und Lärmbelästigung. Haben die Kopf- oder Natursteinpflaster noch eine Zukunft in Zeiten, in denen über Barrierefreiheit, Fahrradstadt 2025 und immer wieder die klammen Finanzen Wuppertals diskutiert wird?
Ein klares „Ja“ gibt es dazu von Verkehrsdezernent Frank Meyer. Ebenso klar ist aber: Der Unterhalt solcher Beläge ist teurer als der von asphaltbeschichteten Straßen. Und, so Meyer, „beißen sich“ die Ansprüche. Es sei oft eine Einzelfallprüfung. Auch finanziell gebe es keine Standardwerte. Es sei zum Beispiel abhängig davon, in welchem Zustand sich die noch vorhandenen Steine befinden. Wenn das Pflaster rausgenommen werden soll, geschehe das aber in Absprache mit der Politik, sagt Meyer und verweist auf das Beispiel Emilienstraße.
Für den Bereich Neue Friedrichstraße sprach sich die Stadt für einen Kompromiss aus, dem auch die Politik zustimmte: Rund um die Kirche Kopfsteinpflaster ja, im restlichen Bereich nein. Dort wird oder wurde bereits asphaltiert. Der Behindertenbeirat sieht allerdings noch Gesprächsbedarf, sagt der 2. Vorsitzende Jörg Werner. Man sei nicht prinzipiell gegen Kopfsteinpflaster. Aber für den Bereich rund um die Diakoniekirche müsse die Stadt „die Steine wie zugesagt abfräsen“, betont Werner. Denn die Fugen seien so wie bisher nicht mehr tragbar, erklärt Werner, nicht für Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen. „Das ist eben nicht barrierefrei.“ Sein Vorschlag: Wenn es denn zu teuer sei, müsse die Stadt zumindest für einen abgefrästen Streifen sorgen.
In Teilen soll das Kopfsteinpflaster bearbeitet werden
Meyer bestätigt, dass es ein aufwändiges Verfahren sei, Flächen anzuschleifen, sowohl finanziell als auch technisch. Aber für den Bereich rund um die Kreuzkirche werde man das versuchen. „Man muss sich rantasten.“ Ein gelungenes Beispiel gebe es in Basel vor dem Dom, wo in den Fahrspuren angeschliffen worden sei. „Man merkt es, aber man sieht es nicht“, lobt Meyer.
Auch Bernd Engels, Vorsitzender des Beirates, nimmt die Verwaltung in die Pflicht. An vielen Stellen sei das Pflaster nicht mehr gut verfugt, weil seit Jahren nichts mehr gemacht würde, sagt er, und nennt Bereiche der Barmer City als Beispiel. „Ohne Hängenbleiben kommen Sie da mit einem Rollstuhl eigentlich nicht durch.“