Konzert: Kim Wilde rockt den Live Club

Im gut gefüllten Live Club Barmen begeisterte Kim Wilde ihr Publikum mit Hits aus den 80ern. Mit dem Konzert zeigte die Sängerin, dass der alte Schwung noch da ist.

Wuppertal. Da waren sie wieder, die Hits, auf die sich Mitte der 80er alle einigen konnten. Alle standen auf "Kids in America", "You keep me hanging on", "Cambodia" und auf die Frau, die sich mit diesen Songs einen Platz in der Ewigenliste der Pop- und Rock-Göttinnen sicherte. 2006 tauschte die inzwischen als Gärtnerin aktive Blondine die Harke wieder gegen ein Mikro, spielte ein Best-Of-Album samt neuer Songs ein und ist wieder live zu bestaunen. Und was Kim Wilde auf der großen LCB-Bühne darbot, war erstaunlich. Der alte Schwung ist noch da, ihre Hits zünden noch und die Coverversionen von Nena und Depeche Mode zeigten, dass Kim Wilde immer noch weiß, wie man sich überall beliebt macht. Es gibt Musik-Videos, die hätten es auch ohne Musik in die Video-Charts geschafft. Und es gibt solche Menschen wie Kim Wilde, die gehören wegen der Musik, der Optik und eigentlich auch wegen ihres Lächelns auf die Bestenlisten. Erdig, sympathisch, sich selbst treu geblieben: Die Fan-Gemeinde dankt es: "Cambodia" hätte Kim im Live Club stundenlang singen können, niemand im Publikum hätte sich beschwert, "Kids in America" und "You keep me hangin’ on" sowieso. In 25 Jahren vielleicht, also "irgendwie, irgendwo, irgendwann", wie Kim es im Duett mit Nena auf CD singt, steht sie wieder da. Ihre kleine Schwester mit der tollen Stimme schmettert die Hits - und Kim hat immer noch Extraklasse. Ja, auch ich habe damals erwogen, ihn in mein Zimmer zu hängen - den Kim Wilde-Starschnitt aus der "Bravo". Ich entschied mich allerdings für das Poster eines Konkurrenzblattes - als 3-D-Druck, zu betrachten mit einer im Lieferumfang enthaltenen 3-D-Brille. Mitte der 80er Jahre der letzte Schrei. Kim Wilde live zu erleben, lässt aber selbst diese Erinnerungen verblassen und wirft die Frage auf, von welchem Planeten Frau Wilde einst auf die Erde kam. "You Came" sang sie im LCB übrigens nur für den Verfasser dieser Zeilen. Einen Moment lang spielte dieser mit dem Gedanken, eine Ohnmacht vorzutäuschen, um sich zur Bühne tragen zu lassen. Aber nur für einen Moment. Ehrenwort. Erste Erkenntnis des Abends: Man muss kein Fan von Kim Wilde sein, um von ihrem Konzert restlos begeistert zu sein. Dabei war der Erstkontakt in den 80ern misslungen, weil die ältere Schwester im Teenager-Wahn den kleinen Bruder täglich mit "Kids in America" malträtierte. Heute steht fest: Die Schwester hatte Geschmack. Zweite Erkenntnis des Abends: Man glaubt, nur ein Lied der Pop-Ikone zu kennen, und am Ende sind es fast alle - mitsingen inklusive. So textsicher wie ein tibetanischer Mönch in Goethes Elegien: "Ohoho." Die Songs boten auch unbedarften Gästen viele Gelegenheiten, stimmlich einzusteigen. Wie sagt ein Kollege? "It’s Rock ’n’ Roll - but we like it!"

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