Zukunftssalon Das Gesundheitswesen wird digital

Konferenz befasste sich mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Branche. Netzwerk will Region voranbringen.

 Jack Thoms referiert im Bergischen Zukunftssalon.

Jack Thoms referiert im Bergischen Zukunftssalon.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der Begriff „Künstliche Intelligenz“ ist ein Modewort, das in Zeiten der Digitalisierung eine Konjunktur erlebt, auch wenn sich der interessierte Laie vielleicht gar nicht so recht etwas darunter vorstellen kann. Was oft fehlt, ist die konkrete Idee davon, welche Vorteile der Einsatz computerbasierter Systeme hat. Pionierarbeit in dieser Hinsicht möchte das neue Cluster „Gesundheitswirtschaft und KI“ leisten, das das Bergische Städtedreieck als Innovationsstandort für digitale Anwendungen in der Branche etablieren möchte.

Eine wachsende Bedeutung wegen des demographischen Wandels

Am Dienstag hatten die Bergische Uni, die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft sowie die Krankenkasse AOK - stellvertretend für das Netzwerk - rund 100 Personen aus den Bereichen Forschung, Gesundheitswesen, Start-ups und Wirtschaftsentwicklung zu einer Konferenz – dem 1. Bergischen Zukunftssalon Gesundheit und Pflege – in das „Codeks“ am Arrenberg eingeladen. Unter dem Titel „Übernimmt der Algorithmus?“ diskutierten die Teilnehmer unterschiedliche Aspekte der Anwendung von KI in der Gesundheitsbranche. Das Gesundheitswesen habe gerade in Zeiten des demographischen Wandels eine wachsende Bedeutung, sagte der Hauptgeschäftsführer der Bergischen Industrie- und Handelskammer, Michael Wenge. Zugleich werde die Digitalisierung neue Behandlungs- und Versorgungsformen möglich machen, die viele Chancen bieten, aber aus juristischer Sicht auch eingehegt werden müssten.

KI soll vor allem zum
Assistieren eingesetzt werden

Davon dass irgendwann nur noch Roboter am Operationstisch oder in der Versorgung von Senioren tätig sind, gehen die Verantwortlichen freilich nicht aus. Die KI könne für „gewisse Dienstleistungen“ genutzt werden, die vor allem assistierenden Charakter hätten, erklärte der Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg, Oliver Hartmann. Das könnten dann etwa assistierende Arbeiten bei Operationen oder arbeitsintensive Dienstleistungen in der Pflege sein.

Roboter können Empathie und
Menschlichkeit nicht ersetzen

Dass KI-basierte Systeme die Tätigkeiten der Mitarbeiter in Kliniken und Pflegeeinrichtungen komplett übernehmen, sei nicht zu erwarten. „Empathie und Menschlichkeit kann ein Roboter nicht ersetzen“, unterstrich Hartmann. Aus diesem Grund sei auch nicht damit zu rechnen, dass die Digitalisierung die Beschäftigungsengpässe vor allem in der Pflege ausgleichen könne.

Derzeit gibt es im Bergischen Städtedreieck rund 1000 Unternehmen im Gesundheitswesen, in denen etwa 45 000 Beschäftigte arbeiten. Experten gehen davon aus, dass KI das Gesundheitswesen grundlegend verändern wird. Um die regionale Wirtschaft rechtzeitig auf diese Veränderungen vorzubereiten und in dem Thema auch fitter zu machen, will das Netzwerk in Absprache mit Forschung, Wirtschaft und Kassen nun Projekte entwickeln, die Vorzeigecharakter haben.

Dazu könnten dann auch Fördermittel von der EU, dem Bund oder dem Land fließen, erklärte der Cluster-Koordinator bei der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Thomas Lämmer-Gamp. Konkrete Vorhaben gibt es bislang allerdings erst in Ansätzen, eines sieht etwa den verstärkten Einsatz von Sprachassistenten in der ambulanten  Altenpflege vor. Mithilfe der Digitalisierung könnten Senioren so länger selbstständig zu Hause leben, betonte Lämmer-Gamp.

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