WZ Wissen Wuppertal „Kommunikation ist für uns wie Wasser für Fische“

In der Reihe WZ Wissen sprach Jens Tomas über wirksame Kommunikation.

 Jens Tomas sprach über das Thema Kommunikationsstrategie.

Jens Tomas sprach über das Thema Kommunikationsstrategie.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Rund 250 Gäste waren zur Barmenia gekommen, um sich den zweiten Teil der WZ-Reihe zur Persönlichkeitsentwicklung anzuhören. Redner des Abends war Jens Tomas. Der Keynote-Speaker, Businesscoach, Autor und Unternehmer hatte seinen Vortrag „Wirksame Kommunikation. Hören Sie auf zu reden und fangen Sie an zu überzeugen“ überschrieben. Und der Abend wurde so inhaltsreich wie unterhaltsam.

Tomas, der unter anderem etliche Dax-Konzerne zu seinen Kunden zählt, stützt sich auf eine breite Basis der neuesten Erkenntnisse von Kommunikationswissenschaft über Psychologie bis Neurowissenschaft. Und als Kommunikationsfachmann kann er sich auf jedes Publikum einstellen. In sechs Leitsätze hatte er seinen Vortrag unterteilt. Alle dienen dazu, Kommunikation klarer zu machen, flexibler zu werden, das Gegenüber und das Ziel im Blick zu haben. Eine wesentliche Rolle dabei spielte das Framing, das ja im Zusammenhang mit der von der ARD in Auftrag gegebenen Studie sogar den Sprung in die Berichterstattung der Bild gefunden hat.

Basis-Tipps wie etwa zur Strukturierung von Kommunikation waren das Eine. In diesem Fall verbunden mit der Erkenntnis, was ein Gehirn verarbeiten kann und ab wann es überfordert wird. Tomas: „Dann schaltet sich der älteste Teil unseres Gehirns zu, das sogenannte Reptiliengehirn. Wir kommen in den Modus von Flucht oder Kampf. Nicht so stark, als würde ein Pitbull angreifen. Aber es wirkt. Für eine überladene Powerpoint-Präsentation ist unser Gehirn nicht ausgelegt.“ Mindestens 30 000 Jahre Evolution müssten da noch vergehen. Das andere waren Tipps, ein definiertes Ziel zu erreichen - sei es ein Geschäftsabschluss oder die Beilegung eines Ehestreits.

Das war der Punkt, auch auf die Information zwischen den Zeilen zu achten. Bei der Schilderung eines fiktiven Falls schief hängenden Haussegens im Hause Tomas und wie man ihn in Wohlgefallen auflösen könnte, sagte er: „So. Was sagt sie jetzt dazu? Sie könnte natürlich sagen ,hör auf mit dem Psychologiequatsch’.“ Was erst mal wie ein Scherz klingt, kann man auch als Warnung verstehen, die Tomasschen Regeln verkürzt als eine Art kommunikatives Judo einzusetzen. Zum einen könnte man auf jemanden treffen, der ebenfalls bei Tomas gelernt hat. Und zum anderen könnte man das so verstehen, dass die beste Kommunikationstechnik nicht ihre volle Wirkung entfalten kann, wenn sie nicht authentisch daherkommt.

Fragen kann man sich auch, wo manche nachweislich wirksamen Techniken an ihre Grenzen stoßen. Verblüffend sind die reproduzierbaren Ergebnisse, mit welcher Strategie der Lockvogel eines Experiments von einer ahnungslos an einem Kopierer anstehenden Schlange mit größerer Wahrscheinlichkeit vorgelassen wird. Wie sähe es wohl aus, wenn man auf ein stärkeres Interesse beim Gegenüber stieße, etwa wenn es darum ginge, nach diesem Muster einem mittelständischen Unternehmer seine Firma abkaufen zu wollen?

Ob man Tomas in allen Punkten folgt oder nicht - man konnte viel mitnehmen aus dem Abend. Sei es für die professionelle Kommunikation, sei es für den Alltag. Tomas: „Kommunikation ist für uns wie das Wasser für die Fische.“ Zum Abschluss überreichte er seinem Publikum einen richtig netten Blumenstrauß: Sein Dank fiel so übertrieben aus, dass jeder das Augenzwinkern darin bemerken musste. Ein Schuss Selbstironie – sehen Sie her, so funktioniert das, beim Gegenüber ein warmes Gefühl zu erzeugen. Und Sie haben jetzt das Wissen, zu sehen, wie ich das anstelle.

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