Kommentar: Peinlich, peinlich - Nocke muss in die Lehre

Die Blamage hätte die CDU ihrem Kandidaten Matthias Nocke nun wirklich ersparen können. Man kann sich zwar fragen, ob die Kriterien, nach denen die Bezirksregierung Wahlbeamte beurteilt, noch zeitgemäß sind, eine solche Demontage eines gewählten Dezernenten darf aber nicht passieren.

Erst kungelt die CDU mit dem Koalitionspartner SPD aus, auf wessen Ticket wer in welches Amt gehoben wird, dann fallen die Wuppertaler mit einer "rechtlich bedenklichen" Stellenausschreibung auf, und am Ende steht der CDU-Mann so da, als erfülle er allenfalls die Voraussetzung, das richtige Parteibuch zu besitzen. Nach Ansicht der Bezirksregierung hat Nocke jedenfalls keine Ahnung, wie man ein Dezernat führt. Tatsache ist: Die Führungserfahrung von Matthias Nocke beschränkt sich auf sechseinhalb Mitarbeiter der CDU-Fraktionsgeschäftsstelle. Die etwa 500 Frauen und Männer, die ihm als Schul-, Kultur- und Sportdezernent unterstünden, spielen da schon in einer ganz anderen Liga. Der Gipfel der Peinlichkeit: Die Stadt revidiert nicht etwa die Personalentscheidung Nocke, wie es der Betroffene selbst angeboten hat, oder wehrt sich juristisch. Nein, sie schickt den so Abgekanzelten in die Lehre für Führungskräfte - und das ausgerechnet beim angeschlagenen Dezernenten Stefan Kühn (SPD), der sich zurzeit eher um seinen eigenen Verbleib im Amt Sorgen machen muss. Da bleibt wohl kaum Zeit, auch noch Dezernenten-Lehrlinge einzuarbeiten. Für Oberbürgermeiser Peter Jung ist der Deal mit der Bezirksregierung die konsequente Umsetzung des Ratsbeschlusses. Ganz nebenbei dient sie aber auch dem Erhalt des Koalitionsfriedens. Ob er und die CDU Matthias Nocke damit einen Gefallen tun, das kann getrost bezweifelt werden.<p>Immerhin hält Jung jetzt unfreiwillig ein altes Wahlversprechen doch noch ein: Die Stadt wird auf absehbare Zeit von einem Dezernenten weniger regiert.

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