Begrabt mein Herz in Wuppertal Kolumne: Rote Rosen für Angela Merkel

Wuppertal · Uwe Becker wirft einen Blick auf die Lieblingslieder der Kanzlerin, die gespielt werden, wenn sie mit dem traditionellen Großen Zapfenstreich aus ihrem Amt verabschiedet wird.

 Uwe Becker, 1954 in Wuppertal geboren, ist Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins Italien und Mitarbeiter des Frankfurter Satiremagazins Titanic. Jeden Mittwoch schreibt er in der WZ über sein Wuppertal.

Uwe Becker, 1954 in Wuppertal geboren, ist Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins Italien und Mitarbeiter des Frankfurter Satiremagazins Titanic. Jeden Mittwoch schreibt er in der WZ über sein Wuppertal.

Foto: Joachim Schmitz

Morgen wird Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem traditionellen Großen Zapfenstreich von der Bundeswehr verabschiedet. Die Geehrten können selbst bestimmen, welche Musikstücke gespielt werden. Merkel hat sich Lieder von Hildegard Knef und Nina Hagen gewünscht: „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ und „Du hast den Farbfilm vergessen“. Mir wäre es lieber gewesen, Merkel hätte ein anderes Lied von Nina Hagen gewählt: „Auf’m Bahnhof Zoo“, „TV-Glotzer“ oder „Unbeschreiblich weiblich“. Ich bin aber beruhigt, dass sie sich nichts von Helene Fischer oder Florian Silbereisen gewünscht hat. Eigentlich ist es aber auch völlig egal, weil ja eh alles ohne Gesang ist, nur instrumental, sagt mir gerade mein gut bezahlter und informierter Sidekick. Hoffentlich weiß die Kanzlerin das, nicht, dass sie traurig ist, weil kein Knef-Double mit Plastikrosen im Arm auftritt, die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer extra für sie auf der Kirmes geschossen hat. Aber ein bisschen summen wird Merkel bestimmt.
Ob Olaf Scholz bei den Feierlichkeiten für seine Vorgängerin darüber nachdenkt, welche Lieder er sich einmal wünscht, wenn seine Zeit des Abschieds gekommen ist? Vielleicht denkt er Donnerstagabend aber auch nur, wenn er frierend im Berliner Bendlerblock stramm steht: „Mist, arschkalt heute!“ Wenn ich Bundeskanzler wäre, dann würde ich mir, bescheiden wie ich bin, zum feierlichen Abschied nur ein etwas längeres Schlagzeugsolo, sagen wir mal so fünfzehn Minuten, von Ginger Baker wünschen, aber auch um zu überprüfen, ob der Trommler des Heeres es richtig drauf hat und nicht nur bei den Schießübungen eine gute Figur macht. Wehe, er würde es vermasseln, dann bekäme er zur Strafe einen Wochenenddienst aufgebrummt und für einen Monat den Wehrsold gestrichen. Ein musizierender Soldat würde mir reichen. Der Rest des Bundeswehrorchesters könnte stattdessen Waffen reinigen, einen Nachtmarsch mit leichtem Sturmgepäck durchführen oder Impfunwillige abholen und frisch immunisiert wieder zurück nach Hause bringen.