Kleinsiedlungen putzen sich für den Goldenen Spaten heraus

Sieben Bewerber gibt es für die Auszeichnung, die zum 60. Mal verliehen wird. Bewertet wird dabei auch der soziale Zusammenhalt.

Kleinsiedlungen putzen sich für den Goldenen Spaten heraus
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Der Goldene Spaten, der Preis für die schönste Kleinsiedlung in Wuppertal, wird in diesem Jahr zum 60. Mal verliehen. Und selbstverständlich entscheidet eine Fach-Jury über die Bewertung der Siedlungen, von denen es derzeit noch 20 im Stadtgebiet gibt.

Allerdings nehmen nur sieben an dem Wettbewerb teil, von denen eine die Vorausscheidung nicht überstand. Vertreter der Ratsfraktionen, des Ressorts Grünflächen und Forsten und des einstigen Siedlerbundes, der sich jetzt Verband Wohneigentum NRW eV, Kreisverband Wuppertal nennt, machten sich auf den Weg. Benotet wurden die Siedlungen Sondern, Stiller Winkel, Bremkamp, Am Osterholz, Lüntenbeck und „In den Birken“ in Bezug auf das Gesamtbild der Siedlungen, Anlage und Pflege der Gärten und den Zusammenhalt in der Siedlergemeinschaft sowie soziale Aktivitäten und Umweltschutz.

„Mehr ist an einem Tag auch gar nicht zu schaffen“, gibt Lutz Kosanke zu. Er ist Vorsitzender des Kreisverbandes und steht auch der Siedlung „Wilhelmring“ vor, die im vergangenen Jahr den Goldenen Spaten verliehen bekommen hat, diesmal aber nicht teilnahm. „Es sollen auch mal andere die Chance bekommen“, so Kosanke, der sich ein wenig um den Fortbestand der Siedlungen sorgt. „Viele Vorstände sind schon im hohen Rentenalter, und Nachwuchs gibt es kaum“, berichtet er.

In jedem Jahr wird beim Wettbewerb um den Goldenen Spaten ein Sonderthema vorgegeben. „Regenwassernutzung“ war es diesmal, und das birgt einiges an Brisanz. Während die Stadt früher großen Wert darauf gelegt hat, dass die Siedler den nassen Segen selbst nutzen, sieht man es heute lieber, wenn das Regenwasser in städtische Kanäle geleitet wird, damit man dafür Regenwasser-Gebühren kassieren kann. Die Siedler selbst haben dagegen in Eigenarbeit Zisternen angelegt und Regenwassertonnen aufgestellt, um bei Trockenheit die heimische Scholle wässern zu können.

So wie Wolfgang Wiechers aus der in diesem Jahr 80 Jahre alten Siedlung „In den Birken“, der die WZ in seinen Garten einlud und uns sein 1000 Quadratmeter großes Grundstück (Standard bei den Siedlungen in Wuppertal) zeigte. „112 verschiedene Sorten Äpfel wachsen in unserem Garten. Voriges Jahr haben wir 500 Kilo geerntet“ erzählte der 78-Jährige mit sichtlichem Besitzerstolz. Dazu gedeihen im Gewächshaus Tomaten und Gurken und im Freien sämtliche bekannten Gemüsesorten. „Während des Krieges und später haben wir uns praktisch nur aus dem eigenen Garten ernährt“, erklärt Wiechers und weist auch darauf hin, dass auch heute ein Besuch auf dem Wochenmarkt für seine Frau Hiltrud überflüssig ist. „Inzwischen wachsen hier auch italienische Gemüsesorten.“

Aber in einer Siedlung hat man nicht nur auf eigenem Grund und Boden zu tun. So verfügt „In den Birken“, wo 65 von 68 Hausbesitzern Siedlungsmitglied sind, über ein eigenes aus Holz gebautes Siedlungshaus, vor dem ein Kinderspielplatz eingerichtet wurde. „Hier treffen wir uns einmal im Monat. Die Frauen nachmittags zum Kaffeetrinken, die Männer abends zu einem Bier und eventuell zum Fußball gucken“, sagt er und weist auf den Flachbild-Fernseher an der Wand.

„Straßengräben haben wir Siedler in Eigenarbeit bepflastert. Einen Schmutzwasserkanal wir 1965 auch selbst angelegt, und jetzt wird er für rund 90 000 Euro repariert und saniert“, sagt Wolfgang Wiechers, der seit seiner Geburt In den Birken lebt und viele Jahre Vorstandsarbeit geleistet hat. Auch heute im Rentenalter ist der ehemalige Berufsschullehrer noch emsig beschäftigt. Getreu dem Wahlspruch, der im Siedlungsheim hängt: „Wer gerne arbeitet, hat viele schöne Tage im Leben“. Wolfgang Wiechers sieht so aus, als würde er jeden Tag genießen.

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