Kita: Die heile Welt hat ihren Preis

Wer eine flexible Betreuung für sein Kleinkind sucht, muss lange nach einem Angebot suchen – aber es gibt sie. Wir stellen eine dieser Einrichtungen in Wuppertal vor.

Wuppertal. Platsch, da ist die Seifenblase auf Johannas Nase zerplatzt. Die Zweijährige quietscht verdutzt und klappt den sperrangelweit geöffneten Mund zu. Es ist 11 Uhr. In der Kindertagesstätte "Wühlmäuse" an der Sedanstraße heißt das: Es ist Freispiel-Zeit. Jedes der 16 Kinder darf tun und lassen, was es will. Zum Beispiel mit dem Bobbycar durch den Flur rasen. Oder mit dem Softball Fußball spielen. Oder eben die Seifenblasen zum Platzen bringen, die Erzieherin Ina Burghof aus der blauen Dose zaubert.

Bei den Wühlmäusen werden insgesamt 30 Kinder im Alter von sechs Monaten und dreieinhalb Jahren betreut. Die Jüngsten werden von einer Tagesmutter versorgt. Sie hat im Erdgeschoss des ehemaligen Kindergarten-Gebäudes eine kuschelige Wohnung eingerichtet, in der von den Stühlen, bis zu den Bettchen, den Mini-Schränken und der kleinen Tafel in Kniehöhe alles auf Miniatur ausgerichtet ist.

Die Eltern wählen zwischen einer zwei-, drei und fünf-Tage-Woche. Die Kinder können zwischen 12 und 16 Uhr abgeholt werden. Die Abholzeiten sind fest vereinbart. Wenn es auf der Arbeit aber doch mal länger dauert, kann auch kurzfristig eine Betreuung bis in den Nachmittag nachgebucht werden.

Längst nicht alle Mütter, die ihre Kinder zu den "Mäusen" schicken, sind berufstätig: "Etwa 90 Prozent unserer Kinder sind Einzelkinder. Manche Mütter schicken ihren Nachwuchs zu uns, um ihn an den Umgang mit Gleichaltrigen zu gewöhnen", erklärt die Kita-Gründerin.

Die Betreuung von Kindern im Vor-Kindergartenalter (sechs Monate bis dreieinhalb Jahre) ist teuer. Die Wühlmäuse bekommen keine Fördergelder, finanzieren sich allein aus Elternbeiträgen. Eine Stunde in der Einrichtung kostet 5,50 Euro. Bei einer Ganztagesbetreuung an fünf Tagen in der Woche macht das etwa 880 Euro im Monat. Eine Halbtagsbetreuung kostet etwa 550 Euro. "Das ist Luxus - leider", sagt Heike Haase-Engels. Lediglich die Versorgung der ganz Kleinen durch die Tagesmutter kann vom Jugendamt gefördert werden.

Dass die Betreuung von Kindern unter drei Jahren laut Kinderbildungsgesetz demnächst verstärkt im Kindergarten stattfinden soll, sieht Heike Haase-Engels kritisch: "Das wird dazu führen, dass vor allem Zweijährige dazu kommen. Zu den noch jüngeren Kindern ist die Lücke so groß, dass die Kindergärten ihre gesamte Struktur umstellen müssten."

Zukunft: Heike Haase-Engels möchte das Betreuungsangebot ihrer Wühlmäuse ausweiten. Ihre Pläne für die nahe Zukunft:

Netzwerk fürTagesmütter: "Tagesmütter fahren auch mal in den Urlaub oder werden krank", sagt Heike Haase-Engels. Sie bietet Tagesmüttern an, "ihre" Kinder in solchen Fällen bei den Wühlmäusen betreuen zu lassen. Damit die Kinder nicht in eine fremde Gruppe kommen, sind einmal im Monat gemeinsame Frühstückspausen möglich.

Betriebskindergärten: Firmen können bei den Wühlmäusen Plätze mieten und sich so an der Betreuung der Mitarbeiter-Kinder beteiligen. Auf Wunsch - und wenn die Firma Räume zur Verfügung stellt - bauen die Wühlmäuse regelrechte Betriebsgruppen auf.

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