Integration „Mehr Integration kann ich mir gar nicht vorstellen“

Interview Wie funktioniert Integration in Zeiten von Geflüchteten? Wie geht die katholische Kirche mit Neuankömmlingen um? Die WZ hat mit Werner Kleine, Pastoralreferent der Citykirche, gesprochen.

 Wenn das Land und die Sprache fremd sind, ist die Kirche oft eine hilfreiche Anlaufstelle.

Wenn das Land und die Sprache fremd sind, ist die Kirche oft eine hilfreiche Anlaufstelle.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Das Land ist fremd. Die Menschen sind fremd. Die Sprache ist fremd. Die Kultur ist fremd. Wenn sich das Leben verändert und man sich plötzlich in einer ganz neuen Lebenssituation befindet, dann ist gerade das Vertraute oftmals der einzige Anker. Und das Vertraute kann der eigene Glaube sein, der Trost spendet und Zuversicht gibt. Wie funktioniert eigentlich Integration in Zeiten von Geflüchteten? Wie geht die katholische Kirche mit den Neuankömmlingen um? Die WZ hat mit Werner Kleine, Berater für Glaubensfragen bei der KGI Fides-Stelle Wuppertal und Pastoralreferent der Citykirche, gesprochen.

Herr Kleine, wie sieht Integration bei der katholischen Kirche aus?

Werner Kleine: Ganz konkret haben wir seit 2015 die Aktion „Neue Nachbarn“, die das Erzbistum Köln mit Kardinal Woelki ins Leben gerufen hat. Die Aktion will die Willkommenskultur stärken und die Integration fördern. Im Rahmen der Aktion sind eigens Stellen geschaffen worden, sogenannte Flüchtlingskoordinatoren kümmern sich um Geflüchtete und helfen ihnen in allen Belangen.

Ist katholischer Glauben überall gleich?

Kleine: Der katholische Ritus ist weltweit der Gleiche, die Sprache und die Ausführung können sich aber durchaus unterscheiden. In unserem Kirchenrecht ist vorgeschrieben, dass wir alles tun müssen, um Neuankömmlingen den Glauben nach dem eigenen Ritus zu ermöglichen. Das ist unsere kirchenrechtliche Verpflichtung.

Haben Sie ein konkretes Beispiel aus Wuppertal?

Kleine: Ja, die „Gemeinde arabischsprachiger Christen“, die es seit 2016 gibt und die mittlerweile vom Bistum anerkannt ist. Ein Mal im Monat und zwar am ersten Sonntag um 13 Uhr treffen sich arabischsprachige Christen in der Sankt Petrus Kirche in Laaken, um ihre eigene Liturgie zu feiern. Wir haben einen melkitischen Priester, Abu Mayas, gefunden und angestellt, der die Gottesdienste leitet. Die Liturgie folgt Johannes Chrysostomus. Zu diesem Gottesdienst kommen regelmäßig mehr als 100 Mitglieder. Die Gemeinde ist sehr lebendig. Viele von ihnen stehen mittlerweile in Lohn und Brot, haben eine eigene Wohnung, sprechen sehr gut deutsch. Die Mitglieder unterstützen uns auch sehr aktiv und helfen auch bei den Martinszügen. Mich freut es von Herzen, diese Entwicklung miterleben zu dürfen. Mehr Integration kann ich mir gar nicht vorstellen. Gelungene Integration ist aber nicht nur das Beispiel der arabischsprachigen Christen hier in Wuppertal. Alle Gemeinden, sei es die polnische, italienische, kroatische und englische stehen dafür. Ich erinnere alleine an die „Passione Vivente“ der Missione Cattolica Italiana. Die katholische italienische Gemeinde in Wuppertal feiert ihre traditionelle Karfreitagsprozession ganz besonders und ist weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt dafür. Oder die von uns organisierte Vorweihnacht im Eiscafé Giannone. Dann kommen immer viele Mitglieder aus den unterschiedlichen Gemeinden und singen beispielsweise den Klassiker „Stille Nacht, heilige Nacht“ gemeinsam.

Gibt es im neuen Jahr weitere Projekte, die das Thema Integration als Schwerpunkt haben?

Kleine: Ja, das Zentrum für arabische Seelsorge soll nach Wuppertal kommen. Derzeit befinden wir uns noch im Planungsstatus und sind beispielsweise auch in Gesprächen mit Beteiligten in Damaskus, aber es ist ein ganz konkretes Ziel.

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