Kino oder Hörsaal: Die Uni vor dem Start ins Wintersemester

Nächste Woche geht es los: Das Wintersemester beginnt. Die spannende Frage lautet: Bleibt das Chaos diesmal aus?

Wuppertal. Bis zu 2000 Studienanfänger wird der Rektor der Bergischen Universität, Lambert T. Koch Mitte Oktober in Wuppertal begrüßen. Ein Ritual, das an Hochschulen gern zu Semesterbeginn gepflegt wird und zum Wir-Gefühl beitragen soll.

Für viele Studenten beginnt nach dem herzlichen Empfang die harte Wirklichkeit des Studienalltags. Vor zwei Jahren bedeutete das für angehende Lehrer und Geisteswissenschaftler: Chaos pur mit überfüllten Lehrveranstaltungen und Vorlesungen in düsteren Kinosälen.

Weg von den Kinos ist die Uni noch lange nicht, ein neues Hörsaalgebäude ist in Planung und soll zum Wintersemester 2010/11 fertig sein. Koch verspricht aber: Die Erstsemester sollen in den stark nachgefragten Fächern deutlich entspannter studieren können. Anspruch darauf haben sie, schließlich zahlen sie Studiengebühren für ihre Bildung.

Reguliert wurde der Massenauflauf durch Zugangsbeschränkungen. Mit dem Numerus Clausus sind auch die Anmeldezahlen bei den Massenfächern zurückgegangen.

Genaue Zahlen gibt es erst in den nächsten Wochen, denn ohne zentrale Studienplatzvergabe haben sich viele Studienanfänger gleichzeitig bei mehreren Hochschulen beworben.

Wie stark sich die akademische Ausbildung ändert, zeigt sich an einem anderen Phänomen. Während Studiengänge wie Physik und Elektrotechnik nach wie vor eher zurückhaltend nachgefragt werden, ist der neue Studiengang Verkehrswirtschaftsingenieurwesen mit 50 Studienanfängern längst "ausgebucht". Heute wird der Studiengang offiziell eröffnet.

Das Fach vereint Ökonomie mit Technik und kommt so den Anforderungen von Arbeitgebern nach. Wuppertal profiliert sich damit laut Professor Jürgen Gerlach mit Dresden als die Unistadt für die Verkehrsausbildung.

Damit wird ein Trend beschrieben, der im Leitbild der Uni seinen Niederschlag gefunden hat und mehr ist als ein interdisziplinäres Angebot. "Der Druck auf die Professoren und Hochschulen, spezifischen Ansprüchen aus der Wirtschaft nachzukommen, nimmt zu", weiß Koch, dessen Uni zugleich im Wettbewerb mit anderen Hochschulen um Gelder und Studenten steht. Kritiker sehen in dem Trend das Ende der humboldtschen Tradition vom breit aufgestellten Lernen zur Persönlichkeitsbildung.

Koch denkt deshalb bereits über ein Studium generale nach, bei dem Studenten ihr akademisches Wissen breiter aufstellen sollen.

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