Kino mit Kaffee und Kuchen – aber ohne Ausweiskontrolle

Kino 50plus ist die erfolgreichste Reihe im Cinemaxx. 20000 Gäste haben sie bereits genossen.

Wuppertal. "Die Reihe bietet die Möglichkeit, Filme zu sehen, die man sonst nicht sieht." Cinemaxx-Chef Detlef Bell ist nicht der Einzige, der so denkt. Wenn er zusammen mit der Westdeutschen Zeitung zu Kino 50plus einlädt, finden sich bis zu 969 Gleichgesinnte. Der Spitzenwert wurde im Februar 2009 erreicht, als es hieß: "Willkommen bei den Sch’tis".

Dass die Aktion für "reifere" Kino-Fans "unsere erfolgreichste Reihe" ist, lässt Bell strahlen. Aber auch die Gäste von Kino 50plus können sich freuen, denn einmal im Monat - in der Regel am letzten Freitag des Monats - gehört der größte Saal ihnen.

Fast 20000 Gäste haben Kino 50plus bereits erlebt. Sie genießen nicht nur ausgewählte Filme zu einem exklusiven Preis, sondern auch Kaffee und Kuchen. Bell serviert die Film-Mischung seit September 2006 und sieht die Anfänge rückblickend durchaus mit einem Augenzwinkern: "Dass wir solche Kuchenmengen auffahren müssen, war anfangs schon sehr ungewohnt."

Kein Wunder, wo doch eigentlich Popcorn und Cola die cineastische Leinwand-Landschaft beherrschen - zumindest in den Köpfen vieler Außenstehender. Die mögen mitunter auch annehmen, dass die Reihe nur etwas für eine begrenzte Zielgruppe ist.

Doch weit gefehlt: Das Angebot schätzen auch Gäste, die die magische Altersgrenze noch nicht überschritten haben. "Wir machen keine Ausweiskontrolle", sagt Bell mit einem Schmunzeln. "Außerdem werde ich selbst erst im kommenden Jahr 50. Da dürfte ich ja selbst noch nicht mitmachen..."

Apropos Klischees: Wer meint, dass eine Reihe für "alte Kino-Hasen" nur Klassiker bereithält, irrt sich gewaltig. ",Casablanca’ haben die Leute schon 20-mal gesehen", betont Bell. "Ich glaube auch nicht, dass sie nur ,alte’ Filme sehen möchten."

Während "Senioren-Reihen" andernorts vor allem an Heinz Rühmann, Luis Trenker oder Heinz Erhardt erinnern mögen, setzt Bell lieber auf aktuelle Dramen ("A Single Man"), tiefgängige Stoffe wie jüngst mit einem Werk über den Irakkrieg ("Waffenstillstand") oder Dokumentarfilme ("Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen").

"Pro Jahr starten in Deutschland 400 Filme", betont Bell. Da komme es ganz wesentlich auf die Auswahl an. "Es geht nicht hauptsächlich darum, welches Genre man nimmt, sondern welche Qualität ein Film hat." Das Ziel der Reihe ist schließlich, bei jeweils zwei Freitags-Vorstellungen zu zeigen, "dass man gepflegt ins Kino gehen kann".

Natürlich sind manche Filme beliebter als andere. So macht Bell auch kein Geheimnis daraus, dass nicht jedes Werk ein Volltreffer ist. Der Animationsfilm "Persepolis" beispielsweise hatte "nur" 218 Gäste angelockt. "Das Konzert" hingegen wollten sich 840 Zuschauer nicht entgehen lassen. Mindestens genauso wichtig wie der Film selbst sei dabei inzwischen das Gespräch darüber.

"Die Reihe ist ein richtiger Treffpunkt geworden", sagt Bell mit Blick auf die vielen Stamm-Gäste der Reihe, die sprichwörtlich Generationen verbinde: Zwischen 20 und 85 Jahre alt sind die meisten Gäste, schätzt Bell, der sich an die verdrückten Kuchenmengen nicht nur gewöhnt hat, sondern sie nicht mehr missen möchte. Deshalb soll die Mischung aus Musical-Drama ("Moulin Rouge"), Literaturverfilmung ("Effi Briest") und Musik-Hommage ("Rhythm is it") auf alle Fälle fortgesetzt werden.

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