Betreuung Kitas in Wuppertal leiden unter Personal-Engpass

Wuppertal · Die Corona-Pandemie verschärft die Situation bei den Erziehern. Hinzu kommt, dass weiterhin rund 1000 Betreuungsplätze fehlen.

 Corona hat die Situation in den Kitas verschärft.

Corona hat die Situation in den Kitas verschärft.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

In Wuppertal fehlen auch in diesem Jahr mehr als 1000 Betreuungsplätze für Kinder. Das ist schon seit Jahren die Zahl, die von der Stadt genannt wird. Egal, wie viele neue Kitas gebaut und eröffnet werden. Der Grund: Wuppertal wächst durch Zuzüge und steigende Geburtenzahlen. Hinzu kommt, dass in neuen Einrichtungen nicht alle Stellen besetzt sind – deshalb stehen nicht alle geplanten Gruppen für Kinder offen. „Wir haben weiterhin einen Bedarf an Erziehern und Erzieherinnen“, sagt Michael Neumann, Stadtbetriebsleiter Tageseinrichtungen. In der neu errichteten Kita an der Ahrstraße konnten Anfang August nur zwei von vier Gruppen starten, an der Hatzfelder Straße sind von sechs Gruppen nur drei Gruppen in Betrieb.

Verschärft wird der Personalmangel durch die Corona-Krise. In städtischen Kitas fehlen 30 Erzieher und Erzieherinnen, da sie als Risikopatienten gelten. Die Zahl erscheint bei insgesamt 800 Erziehern in städtischen Kitas nicht hoch. „Die Personalsituation ist knapp bemessen, deshalb fallen auch 30 ins Gewicht“, sagt Neumann. Wobei es die Einrichtungen je nach Größe „rein rechnerisch“ unterschiedlich stark betreffe. Deshalb sei es teilweise schwierig, den vollen Stundenumfang anzubieten, was seit dem vergangenen Montag wieder möglich ist. „Im Kern machen wir das, was das NRW-Ministerium vorgibt“, sagt Neumann. Die 68 städtischen Kitas entscheiden selbst, was vor Ort möglich ist. Die Stadt Wuppertal betreibt knapp die Hälfte der Betreuungsplätze. Hinzukommen freie Träger wie Kirchen, der Paritätische und Elterninitiativen. Für Kinder unter drei Jahren (U3) besteht zudem die Möglichkeit, in der Kindertagespflege betreut zu werden.

Bei den Tageseltern gibt
es noch freie Plätze

Die Tageseltern waren in den vergangenen Jahren für viele Menschen häufig der letzte Rettungsanker, um eine Betreuung für den Nachwuchs zu realisieren. „In diesem Jahr ist es sehr erstaunlich, dass viele Kolleginnen noch freie Plätze haben“, sagt Beate Milpetz, die mit 220 Tageseltern in der Initiative Tagespflegepersonen organisiert ist. Sonst seien spätestens im Juli alle Plätze vergeben, sagt sie und vermutet hinter der geringeren Nachfrage zwei Gründe: „Es gibt vielleicht eine Unsicherheit bei den Eltern. Außerdem war die Stadt wegen Corona in Verzug mit der Platzvergabe.“ Sie äußert im Gespräch mehrfach ihr Erstaunen über die freien Plätze. Es gäbe „viele“ Kolleginnen, die angeben, noch freie Plätze haben.

Diese Betreuungsform kommt aber nur für U3-Kinder in Frage. Im KiBiz NRW (Kinderbildungsgesetz) ist geregelt, dass nur Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren in der Tagespflege betreut werden dürfen. Kinder, die älter sind, sollen vorrangig in Kitas betreut werden. Ob Kinder einen Kita-Platz bekommen, hängt von mehreren Faktoren ab, wie der Berufstätigkeit der Eltern oder ob Kinder im letzten Jahr vor der Einschulung sind. Das gilt als spätester Zeitpunkt, um einen Kindergarten zu besuchen.

In Wuppertal sind sämtliche Plätze vergeben. „Selbst wenn jemand abspringt, ist der Platz quasi sofort wieder belegt“, sagt Neumann. Derzeit baut die Stadt Kitas an der Baumstraße, an der Dahler Straße und an der Bromberger Straße. Die Diakonie eröffnet in der kommenden Woche eine Einrichtung an der Sternstraße, weitere 80 Kinder sollen künftig am Domagkweg betreut werden.

Auch dafür brauchen die Träger neue Erzieher. „Der Erziehermangel ist überall groß“, sagt Marion Grünhage von der Diakonie. „Wir haben große Anstrengungen unternommen, um auf uns aufmerksam zu machen.“ Grünhage sieht das Manko vor allem in der geringen Wertschätzung des Berufes. „Es ist ein hochkomplexes Berufsbild - und ein krisenfester Job“, sagt sie. Sowohl die Diakonie als auch die Stadt bilden Erzieher zum Teil selbst aus, in der praxisintegrierten Ausbildung - kurz Pia. Das Konzept sieht vor, dass Auszubildende ab dem ersten Ausbildungsjahr in Kitas arbeiten und bezahlt werden. In diesem Ausbildungsjahr bietet die Stadt 20 neue Pia-Stellen an. Die Diakonie Wuppertal will in den kommenden drei Jahren insgesamt 35 Pia-Auszubildende zu Erziehern machen.

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