Keine Atomkraft im Tal, versprochen

Jürgen Scheugenpflug ist Wuppertaler Kabarettist und Leiter der Kabarett-Academy. In seinem satirischen Wochen-Rückblick kommentiert er Ereignisse aus dem Stadtleben

Von wegen Sommerloch. Die Sommer ist zurück. Nur kurz war die Heilige Barbara Sommer heimlich abgetaucht, sie war nämlich bei Kommunikationsprofi Alexander Niemetz und hat sich von der CDU einen Nachhilfekurs im Umgang mit den Medien sponsern lassen.

Derartiges haben unsere Landtagsabgeordneten nun wirklich nicht nötig. Weder Heinz-Peter Brakelmann noch Horst Ellinghaus. Denn so sehr man die Löffel auch aus dem Fenster hängt, man hört nix. Obwohl sich die beiden aus lauter Liebe zu ihrem Tal offiziell verzehren, bleibt es mucksmäuschenstill. Na ja, Horst Ellinghaus war immerhin noch im vergangenen Winter zu hören, als er ankündigte, wie ein Löwe kämpfen zu wollen. Wofür ist ihm längst und mir gerade entfallen. Seitdem hält auch er sich bedeckt - bis zur nächsten Wahl.

Beim Thema Hauptschulschließung in Cronenberg war der Schulexperte sicher schon im Urlaub oder zur Kur. So ist das mit männlichen Löwen. Wenn sie satt sind, schlafen sie erst einmal.

Welche Rolle Heinz-Peter Brakelmann bei dem jüngsten Deal der WSW inne hat, bleibt zunächst mal im dunklen Anzug. Denn das belgische Unternehmen Electrabel wird Partner der WSW. Die bringen satte 300 Millionen mit und bekommen dafür ein Drittel der WSW. Das spült Geld ins leere Portemonnaie. Vielleicht kann man einen Teil der zu erwartenden Mitgift in die Reparatur des aufgeschlitzten Schwebebahnzuges investieren? Allerdings müssen die Mitarbeiter der WSW jetzt erst Flämisch lernen, eine Art Holländisch.

Datt is lecker toll, nur nicht ganz einfach. Und spätestens da werden die WSW-Mitarbeiter sagen: Gut, dass wir den Betriebsrat Brakelmann haben. Und das Kohlekraftwerk, das die WSW mit übernehmen dürfen, macht keinen Dreck im Tal. Das bleibt nämlich in Wilhelmshafen.

Ganz eng wird es für den Drittligisten WSV, der mit fliegenden Fahnen in den Abgrund rast. Wer geglaubt hat, Chef Runge würde motzen, hat sich geirrt. Er steht zu seinem Sparkurs und seine Mitstreiter bleiben gelassen. Sie wussten wohl schon längst, dass das Fachpersonal auf dem grünen Rasen den hohen Ansprüchen nicht genügt. Hätten sie Electrabel als Sponsor akquiriert, würde jetzt Christoph Daum im Zoostadion über den müden Ronaldinho meckern, der auf der neuen Rasenheizung neben Lukas Podolsky eingeschlafen ist. Ham se aber nicht.

Die Wuppertaler Feuerwehr vermutet Sabotage an einem Rettungsfahrzeug, weil irgendjemand die Sensoren, die beim Rückwärtsfahren vor Hindernissen warnen, überklebt hat. Noch nicht zu erfahren ist, welchen Aufkleber man dazu benutzt hat. Hoffentlich nicht den alten "Atomkraft - Nein Danke!". Das wäre dann schon echt Sabotage, denn die Belgier von Electrabel haben hoch und heilig versprochen, dass es sich definitiv um ein Kohlekraftwerk handelt. Aber wem soll man noch glauben?

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