Schule : Kein Geld für Schulmaterial: „Den Kindern ist das peinlich“
Elberfeld. Bedürftige Familien werden mit 70 Euro unterstützt. Doch das reicht für den Schulalltag gar nicht aus.
Wenn sich Eltern Schulmaterialien nicht mehr leisten können, leiden Bildungserfolg und Kinderseele zugleich. Dass immer mehr Wuppertaler Erziehungsberechtigte nicht genügend Geld für Schulranzen, Schreibmaterialien und Klassenfahrten haben, weiß der hiesige Kinderschutzbund nur zu gut. Anlässlich des Weltkindertags will man die steigende Problematik in den Vordergrund rücken und hatte dazu Wuppertaler Politiker in die Geschäftsstelle an der Schlossbleiche eingeladen. Während die meisten Fraktionen durch Abwesenheit glänzten, waren allein Linke-Vertreterin Gunhild Böth und Oberbürgermeister Andreas Mucke gekommen und durften selbst austesten, wie teuer Schulutensilien heutzutage sind. Auch ohne Schreibtisch und Sportklamotten war man schnell bei 120 Euro angelangt und bekam vor Augen geführt, dass die finanzielle Unterstützung des Bildungs- und Teilhabepakets längst nicht ausreicht.
So bekommen bedürftige Eltern zu Beginn des Schuljahres aktuell gerade mal 70 Euro. Weitere 30 Euro gibt es dann im Februar fürs zweite Halbjahr. „Das reicht bei weitem nicht aus“, spricht Kinderschutzbund-Vorsitzender Rainer Huss von einer „Mogelpackung“ und gibt zu bedenken, dass zu den klassischen Schulutensilien Zusatzbelastungen wie Schulbücher, Kopiergeld, Toilettengeld, Mittagessen und Schulausflüge dazu kämen.
Jeder einzelne Ausflug muss beim Jobcenter beantragt werden
„Kostenübernahmen für Mittagessen und Ausflüge können zwar zusätzlich beantragt werden, doch ist das für die Eltern ein tierischer Akt“, erklärt Kinderschutzbund-Pressevertreterin Kerstin Holzmann. So müsste für jeden einzelnen Ausflug beim Jobcenter zunächst ein Formular abgeholt werden, das dann durch die Schule unterschrieben werden und anschließend wieder beim Amt abgegeben werden müsse. Hinzu kommt eine meist mehrwöchige Bearbeitungszeit, so dass Eltern in der Regel in Vorkasse treten müssen.