Katholiken: Laien verlieren ihren Einfluss

Im Tal steht eine Fusion an. Die Wahlämter werden deutlich verringert.

Wuppertal. Nach der Fusion der beiden Dekanate Elberfeld und Barmen rollt ein weiterer Strukturwandel auf die Wuppertaler Katholiken zu: Um auf den Priestermangel zu reagieren, sollen im Erzbistum Köln aus 221 Seelsorgebereichen 180 gemacht werden. In jedem dieser Seelsorgebereiche wird es von 2009 an nur noch einen leitenden Pfarrer geben.

Konkret betroffen davon sind in Wuppertal der Pfarrverband Oberbarmen (Johann Baptist und Mariä Himmelfahrt) und Barmen-Nord/Hatzfeld (St. Konrad, St. Marien und St. Pius X.), die fusioneren. Und danach auf die stattliche Summe von etwa 14100 Gemeindemitgliedern anwachsen werden. Ein schwacher Trost: Andere Städte wie Köln oder Düsseldorf trifft es deutlich härter, dort stehen mehrere Zusammenlegungen an.

Freitag hat Kardinal Joachim Meisner entschieden, dass alle Seelsorgebereiche die Wahlfreiheit haben, ob sie zu einer Pfarrei fusionieren oder in einer Pfarreiengemeinschaft kooperieren wollen (s. Kasten rechts). "Damit wurde die Verantwortung in die Hände der Pfarrverbände gelegt, damit müssen sich jetzt die Wuppertaler Pfarreien auseinandersetzen", erklärt Pastoralreferent Werner Kleine. Ein Umdenken notwendig: "Wir haben noch im Kopf, dass es in jedem Dorf einen Pfarrer gibt. So funktioniert das aber nicht mehr, das müssen wir lernen." Sparmaßnahmen, die Kirchen oder Gemeinderäume betreffen, seien vom Erzbistum im Moment nicht angedacht.

Unabhängig von der Wahlfreiheit bedeutet die Veränderung aber, dass sich die Zahl der zur Verfügung stehenden Wahlämter wie Gemeinderäte und Kirchenvorstand bei den Laienkatholiken ungefähr halbieren - und dass das Gemeindeleben weiter zentralisiert wird. Und genau das ärgert den Katholikenrat im Tal, der sich deshalb mit einer Wuppertaler Erklärung ans Erzbistum gewandt hat: "Die Gemeinden sind für uns ein Stück Zuhause, die einzelnen Gemeinden wollen ihre Unabhängigkeit nicht aufgeben", sind sich Sabine Schmidt, Silvia Florian und Reinhard Konrad vom geschäftsführenden Vorstand einig.

Eine Gemeinde lebt von den Menschen, die sich engagieren. Sie organisieren Besuchsdienste, die Kleiderkammer, kümmern sich um neue Gemeindemitglieder und vieles mehr. Deshalb ist die Enttäuschung unter den Laienkatholiken groß, wenn es ihnen an die Wahlämter geht - und das ist mehr als verständlich. Sie werden in ihrem Mitspracherecht beschnitten. Ihre Angst, sich in ihrer Kirche nicht mehr wiederzufinden, ist begründet. Sie fühlen sich ausgenutzt, weil ihr Einsatz weiterhin unverzichtbar ist, ihre Entscheidungsgewalt aber schwindet. Aber mal ehrlich: Kein engagierter Katholik wird in Zukunft auf seinen Einsatz verzichten, weil er kein Wahlamt mehr inne hat.

Die wachsende Zentralisierung wird für Wuppertal viel schmerzlicher: Wie kaum anderswo sind die Menschen hier in ihren Stadtteilen und damit in ihren Gemeinden verwurzelt. Sie interessiert das Gemeindefest vor dem eigenen Kirchturm. Hoffentlich bieten ihnen auch größere Strukturen noch eine Heimat.

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