Wuppertaler Polizeitagebuch Karnevalspartys und flüchtende Teenager

Gastbeitrag Polizistin Nele Ernst erzählt von ihren Erlebnissen auf Streife in Wuppertal.

 Nele Ernst ist seit dem vergangenen Sommer Polizistin in Wuppertal.

Nele Ernst ist seit dem vergangenen Sommer Polizistin in Wuppertal.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Den Wuppertalern scheint das kalte, regnerische Wetter nicht zu gefallen – in den meisten Schichten ist es in den vergangenen zwei Wochen eher ruhig zugegangen.

Wir haben jetzt unsere dienstlichen Smartphones erhalten. Damit sind wir ab sofort in der Lage, direkt vor Ort Abfragen in unseren polizeilichen Informationssystemen zu machen. Das erspart uns im Einsatz einerseits Zeit und andererseits wird der Funkverkehr dadurch entlastet. Jetzt geht es ans Ausprobieren der möglichen Funktionen.

Ich denke, unser Gegenüber wird sich an den Anblick erst noch ein wenig gewöhnen müssen, wenn die Kollegen mit dem Smartphone in der Hand im Einsatz sind. Das hat bei meinen Streifenpartnern und mir aber auch schon für Gesprächsstoff und Zuspruch von Seiten der Bürger gesorgt. Besonders nützlich ist zum Beispiel, dass wir im Falle einer Fahndung durch unsere Leitstelle sofort Lichtbilder einer gesuchten Person auf das Smartphone geschickt bekommen können.

In den letzten Nachtdiensten haben wir es überwiegend mit Ruhestörungen zu tun gehabt – was wohl dem Karneval zuzuschreiben ist. Auch wenn es bei den meisten Feiern offensichtlich nicht an Alkohol gemangelt hat, sind die Betroffenen immer freundlich und einsichtig uns gegenüber gewesen, wenn wir dafür sorgen mussten, dass die Musik leiser gedreht wird. Das freut uns natürlich immer besonders.

In einer Schicht mussten mein Streifenpartner und ich als eine Art Vermittlungsperson zwischen einer besorgten Mutter und ihrer pubertierenden Tochter tätig werden. Dass man mit gerade mal 15 Jahren eigentlich noch zu jung ist, um mitten in der Nacht draußen unterwegs zu sein und sich die eigene Mutter deshalb Sorgen macht, konnte oder wollte das Mädchen zunächst nicht verstehen. Mein Kollege und ich haben uns sehr lange mit den beiden unterhalten und versucht, ihnen Lösungsvorschläge für die gegenseitigen Probleme aufzuzeigen.

Das Mädchen schien diese auch zunächst nachvollziehen zu können und machte auf uns einen eigentlich sehr vernünftigen und reifen Eindruck. Als wir den Einsatz jedoch abgeschlossen haben und gerade zwei Minuten zurück auf der Wache waren, rief die Mutter erneut an und teilte mit, dass ihre Tochter soeben wieder von zu Hause abgehauen sei. Also ging es für uns erneut raus und wir machten uns auf die Suche nach ihr. Glücklicherweise konnten wir sie unweit von ihrem Elternhaus mit weiteren Freunden antreffen.

Eine vermeintliche Trunkenheitsfahrt auf der A46

Wohl wissentlich, dass es für alle von ihnen zu spät war, um draußen unterwegs zu sein, rannten sie in alle verschiedenen Richtungen vor uns weg. Das Mädchen, nachdem wir gesucht haben, blieb aber stehen und ließ sich von uns ohne Probleme mit zu ihrer Mutter nach Hause nehmen.

Ein weiterer Einsatz, der – besonders in einer ruhigeren Nacht – immer für Spannung sorgt, ist der Verdacht auf eine Trunkenheitsfahrt. „Ein weißer Transporter auf der A 46 fährt starke Schlangenlinien“, hieß es dieses Mal. Gemeinsam mit einem weiteren Streifenwagen aus Elberfeld machten wir uns auf die Suche nach dem Transporter, konnten diesen auch kurze Zeit später finden und zur Verkehrskontrolle aus dem Verkehr ziehen. Ein vorläufiger Drogen- und ein Atemalkoholtest verliefen negativ und der Fahrzeugführer schien insgesamt auch verkehrstüchtig. Nach der vorherigen Aufregung durfte er also die Weiterfahrt antreten.

Nun bleibt zu hoffen, dass sich das Wetter langsam verbessert und der ständige Regen bald ein Ende nimmt. Mir wurde aber bereits von einigen Kollegen gesagt, dass man sich daran in Wuppertal wohl gewöhnen muss.

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