Konzert Kantorei Barmen-Gemarke zeigt sich ausdrucksstark

Wuppertal · Das Ensemble führte im Kulturzentrum Immanuel Gioacchino Rossinis „Petite Messe solennelle“ auf.

 Hochmotiviert präsentierten sich die Sänger der Kantorei Barmen-Gemarke.

Hochmotiviert präsentierten sich die Sänger der Kantorei Barmen-Gemarke.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Obwohl Gioacchino Rossini unter gesundheitlichen, körperlichen und seelischen Problemen litt, wird dem sinnenfrohen, geselligen und mitteilsamen Komponisten ein heiteres Gemüt nachgesagt. Er wusste zu leben, zog sich im Alter von rund 40 Jahren aus dem Musikleben zurück. Er konnte es sich finanziell erlauben und konzentrierte sich in der zweiten Lebenshälfte auf seine andere Leidenschaft, die selbstredend auch zu Kultur gehört: die Kochkunst. Viele seiner Rezepte haben den Untertitel „à la Rossini“. Nur noch gelegentlich schrieb er Stücke, darunter einige geistliche Werke. Dazu gehört die „Petite Messe solennelle“, die die Kantorei Barmen-Gemarke in der originalen Instrumentenbesetzung mit Klavier und Harmonium im Kulturzentrum Immanuel aufführte.

Rossini hatte den Schalk im Nacken sitzen. Etwa gibt es folgendes hübsches Zitat von ihm: „Ich gebe zu, dreimal in meinem Leben geweint zu haben: als meine erste Oper durchfiel, als ich Paganini die Violine spielen hörte und als bei einem Bootspicknick ein getrüffelter Truthahn über Bord fiel.“ Auch das „Petite“ (klein) im Titel der Messe sollte nicht auf die Goldwaage gelegt werden, wenn er dazu „an den lieben Gott“ anmerkte: „Hier ist sie, die arme kleine Messe. Ist es wirklich heilige Musik (musique sacrée) oder doch vermaledeite Musik (sacrée musique)? Ich bin für die Opera buffa geboren. Du weißt es wohl! Ein bisschen Können, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.“ Also: Auch zu Gott redete er, wie ihm der Schnabel gewachsen war.

Ausgezeichnete Sänger und harmonisierende Musiker

Und noch eine Anekdote, was seine Orchestrierung der Messe etwa drei Jahre später betrifft aus Angst, andere könnten sie nach seinem Tod durch eine Bearbeitung verunstalten: „Findet man dieselbe nun in meinem Nachlass, so kommt Herr Sax mit seinen Saxophonen oder Herr Berlioz mit anderen Riesen des modernen Orchesters, wollen damit meine Messe instrumentieren und schlagen mir meine paar Singstimmen tot, wobei sie auch mich glücklich umbringen würden“.

Also klein ist die Messe mit einer Dauer von etwa 90 Minuten nun wirklich nicht. Und sämtliche Sänger wie die beiden Instrumentalisten haben einiges zu tun.

Zum einen sind es die Gesangssolisten. Hierfür Solisten zu engagieren, der sich rein auf Lied- und Oratoriengesang spezialisiert hat, wäre nicht zweckdienlich. Denn Rossini war bekanntlich ein Italiener und ganz in der Tradition des Belcantos seines Landes verwurzelt und schrieb auch diese Messe in diesem Stil. Mit Dorothea Brandt (Sopran), Rena Kleifeld (Alt), Patrick Grahl (Tenor) und Joachim Höchbauer (Bass) fiel die Wahl auf ausgezeichnete Sänger, die getreu dieser Gesangstechnik ihre Arien, das jeweils eine Duett und Terzett sowie die Partien mit dem Chor dank ihrer ausgewogenen und tragfähigen Stimmen außerordentlich ausdrucksstark vortrugen. Störend war für die Zuhörer nur, dass der Text des großen Sopransolos „O salutaris hostia“ vor dem „Agnus Dei“, von Brandt ergreifend vorgetragen, im Gegensatz zu den anderen Abschnitten nicht im Programmheft abgedruckt war.

Bis in die Haarspitzen motiviert präsentierte sich die Kantorei Barmen-Gemarke und überzeugte mit ausdrucksstarken Gesängen. Sogar die Einsätze der nicht leichten fugierten Teile stimmten trotz ein paar kleiner Unsicherheiten.

Dazu sorgte am Harmonium Regina Lüken für ein dezentes harmonisches Gerüst. Auch Pianist Jan Michael Horstmann, designierter Chefdirigent der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, begleitete den Chor und die Solisten sehr mitatmend und spielte sein großes Solo, das „Prélude religieux“ vor dem Sanctus, mit einer differenzierten Anschlagskultur hochmusikalisch.

Versiert lotste Alexander Lüken durch die Partitur. Dank seines umsichtigen und genauen Dirigats war der künstlerischer Leiter der Kantorei den Choristen stets eine verlässliche Stütze.

Das sehr überschaubare Publikum zeigte sich begeistert. Der Schlussapplaus ließ erst dann nach, als alle an der Aufführung Beteiligten die Bühne verließen.

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