Kampagne für das Göttliche

Die Theologin Uta Poplutz machte im Rahmen der Reihe UniTal mit den Aufgaben vertraut, die sich die Evangelisten Matthäus und Lukas gestellt hatten.

Wuppertal. So sehr wir uns als aufgeklärte Geister einer modernen Welt verstehen mögen, halten wir mitunter doch recht naiv an manchen Überlieferungen fest. Die geläufige Rezeption der Weihnachtsgeschichte gibt ein Beispiel dafür.

Die katholische Theologin Uta Poplutz widmete ihren Vortrag „Gott als Kind“ am Donnerstag im Rahmen der Reihe UniTal dem Versuch, die Texte der Evangelisten Matthäus und Lukas zur Menschwerdung Christi aus der Pflicht einer historischen Wahrheit zu lösen. Das Neue Testament sei nicht vom Himmel gefallen, sondern in einem politischen und kulturellen Kontext entstanden, dem gewisse Darstellungen geschuldet seien.

Der volle Saal in der CityKirche Elberfeld bezeugte großes Interesse an einem Thema, das der Vorweihnachtszeit einen Teil der Mystik nahm, um sie zugleich mit spannenden neuen Erkenntnissen zu füllen. Flucht und Errettung eines neuen Herrschers etwa, wie sie Matthäus in seine Erzählung aufnimmt, hätten ihre Parallelen bei Moses, Kyros und eben auch Augustus gehabt. Der Stern zu Bethlehem habe seine Entsprechung bei weltlichen Regenten gefunden. Solche Kunstgriffe seien unverkennbar Teil einer Propaganda gewesen, nur dass sie beim Bericht vom Leben Jesu in den Dienst einer theologischen Sache gestellt worden sei.

Der Darstellung bei Matthäus stellte Poplutz die Weihnachtsgeschichte bei Lukas gegenüber und belegte damit, wie sehr sich die Erzählungen voneinander unterscheiden. Zu erklären sei das allein dadurch, dass die Evangelisten nie den Anspruch hatten, eine historische Wahrheit aufzuzeichnen. Sie handelten vielmehr in einem höheren Auftrag, indem sie durch Bezüge zum weltlichen Herrscher Augustus die Macht des himmlischen Herrschers für die Menschen ihrer Zeit fassbar machten.

Was heute als harmlose Weihnachtsgeschichte firmiere, sei also ehemals handfeste Propaganda gewesen. Die Macht des Himmels sei dabei greifbar geworden, indem Gott noch als Kind alles Weltliche übertraf.

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