Kammermusikabend ist ein Hörgenuss

Mitglieder des Sinfonieorchesters spielten in der Stadthalle Werke von Tschaikowski.

Kammermusikabend ist ein Hörgenuss
Foto: Stefan Fries

Mit zwei höchst anspruchsvollen Werken klang die Reihe der städtischen Kammerkonzerte für diese Spielzeit aus. Es handelte sich um in der Zeit des Fin de Siècle entstandene Streichsextette für jeweils zwei Geigen, Bratschen und Celli, die im gut besuchten Mendelssohn Saal der Stadthalle Mitglieder des Sinfonieorchesters Wuppertal präsentierten.

Arnold Schönbergs Streichsextett „Verklärte Nacht“ hat es fürwahr in sich. Dieses Opus 4 steht zwar in der Grundtonart d-Moll und besteht aus fünf Abschnitten, die nahtlos ineinander übergehen (auf dem Programmzettel nicht angegeben). Doch wimmelt es im Notentext an Versetzungszeichen (Kreuze, B’s und Auflösungszeichen), als würde es sich um 12-Ton-Musik handeln. Das Stück, das in einem lupenreinen D-Dur endet, ist aber eindeutig spätromantisch. Der Komponist verwendet hier die „Alterationsharmonik“.

Das heißt: Akkordtöne werden chromatisch verändert. Dadurch werden Klang und Funktion umgestaltet. Es kommen mehr Abwechslung und Farbe in den harmonischen Verlauf. Deshalb entsteht vor den Noten die Fülle an Vorzeichenwechseln. Außerdem entwickelt Schönberg nicht Themen, sondern Motive weiter.

Um dieses dichte musikalische und kompositorische Geflecht durchhörbar aufzuführen, müssen die sechs Interpreten konzentriert aufeinander hören, um etwa Haupt- und Nebenstimmen dynamisch klar herauszuarbeiten. Wenn aber wie an diesem Abend beim Forte ein differenziertes Klangbild nicht von der Bühne kommt, fühlen sich die Trommelfelle nicht wohl.

Ebenfalls in d-Moll ist Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Streichsextett „Souvenir de Florence“ mit der Opusnummer 70 notiert. Er schrieb es in seiner Heimat Russland als Erinnerung an einen Aufenthalt in Florenz. Sein Italienbesuch hätte bestimmt länger gedauert, wenn sein Inkognito nicht aufgeflogen wäre und er deshalb früher als geplant das Weite suchte.

Dieses Stück ist ganz anders. Die Tonschöpfung ließen der hervorragende neue 1. Konzertmeister Yusuke Hayashi und Axel Hess (Geigen), Hikaru Moriyama und Jens Brockmann (Bratschen) sowie Vera Milicevic und Hyeonwoo Park (Celli) viel ausgewogener erklingen. Musikalische Spannungsbögen und ein intensiv-dichtes Zusammenspiel trugen hier mehr zu einem audiophilen Hörgenuss bei. Lang anhaltender Schlussapplaus danach war das Resultat.

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