Baustelle Justizschule: „Asbestsanierung ist der Dreh- und Angelpunkt“

Hardt. · Das Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal stellte die Arbeiten an der ehemaligen Pädagogischen Hochschule vor.

 Thomas Lehn vom Gebäudemanagement stellte die Pläne für die alte Schule vor.

Thomas Lehn vom Gebäudemanagement stellte die Pläne für die alte Schule vor.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Vor fünf Jahren sei die Stadt noch ganz froh gewesen, die alte Schule auf der Hardt anmieten zu können. „Als Ausweichquartier für das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium“, erklärt Thomas Lehn, Produktmanager des Gebäudemanagements (GMW), beim Vor-Ort-Termin in der Aula. Der erste Eindruck sei damals gut gewesen. Doch die Freude ist längst verflogen. Die Stadt hat das Gebäudeensemble mittlerweile vom Land gekauft und will die ehemalige Landesjustiz- und Pädagogische Hochschule abreißen. Stattdessen sollen Container auf der Hardt aufgestellt werden für die Schüler des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau und später der Gesamtschule Else-Lasker-Schüler, während deren Gebäude saniert werden. Aktuell gehe man von einem Zeitraum von zweieinhalb bis drei Jahren pro Schule aus, also insgesamt maximal sechs Jahre, sagt Lehn. Ein Zeitplan mit Unbekannten. Ganz sicher könne man nicht sein.

Und auch, was die Kosten angeht, gibt es Fragezeichen. Aus Sicht der Stadt ist ein Abriss alternativlos. Die zeitintensivere Sanierung würde, je nach Aufwand, zwischen sieben und 27 Millionen Euro kosten, rechnet das Gebäudemanagement. Auf 11,1 Millionen Euro würde die Container-Variante kommen inklusive Abriss und Anmietung der Container (gut 5000 Quadratmeter). Aber eben ohne weitere Risiken, wie Lehn betonte.

Denn das Gebäude an sich sei in schlechtem Zustand. „Und das Risiko bleibt“, sagt Lehn. Da helfe auch eine Sanierung nicht. Schon der BLB wollte es aufgeben, investierte in den vergangenen Jahren kein Geld mehr auf der Hardt. Auch das WDG, so war hinter vorgehaltener Hand zu hören, haderte mit den Umständen dort. Der Starkregen am 29. Mai 2018 verschlimmerte die Situation noch einmal. Einzelne Bereiche seien danach schon gar nicht mehr für das WDG, das Ende 2018 auszog, nutzbar gewesen, erzählt Lehn. In der ehemaligen Bibliothek des Gebäudes etwa riecht es immer noch muffig. Mehrere Zentimeter hoch habe das Wasser damals dort gestanden, „weil die Abwasserleitungen nicht funktionierten“. Die Folgen sieht man immer noch.

Der BLB wollte aber kein weiteres Geld hineinstecken, Genehmigungen für die Leitungen liefen aus, deshalb verlängerte die Stadt den Mietvertrag auch nicht. Stattdessen seien gut 40 Standorte als Ausweichquartiere für die Schulen geprüft worden - keiner passte, so Lehn, weshalb die Idee aufkam, die Hardt zu nutzen - ohne die bestehende Bebauung dort.

Schadstoffsanierung als Vorarbeiten zum Abriss

Aktuell läuft die Schadstoffsanierung, insbesondere Asbest, die allein mit 2,2 Millionen Euro zu Buche schlagen wird und „Dreh- und Angelpunkt“ ist. Der eigentliche Abriss soll im Januar beginnen. Martin Wehling, beim GMW für das Thema Asbest zuständig, erläuterte die Problematik. Um etwa die maroden Leitungen - „das Netz ist an das Ende seiner Leistungsfähigkeit angekommen“ - auszutauschen, muss man in die Wände. Und bei denen kann nicht ausgeschlossen werden, dass in irgendeiner Form Asbest verbaut wurde, etwa bei Spachtelarbeiten. Und anders als kolportiert, sei auch schon Asbest im Gebäude nachgewiesen worden. Bis auf den Rohbau werde die alte Schule zurückgebaut. „Und dann ist sie schadstofffrei“, kündigen Wehling und Lehn an. Dann schlägt allerdings auch das letzte Stündlein. Bis zu den Sommerferien 2021 soll der Bau verschwunden sein, damit die Container aufgestellt werden können. Ein strammer Zeitplan, „da darf nichts dazwischenkommen“.

Schon als die Stadt das erste Mal öffentlich machte, dass sie die Bauten abreißen will, formierte sich Widerstand. Zunächst nur partiell, doch mittlerweile ist er gewachsen. Auch die Wuppertalbewegung sprang zuletzt auf den Zug der Abriss-Gegner auf. „Der Wunsch nach Erhalt des alten PH-Gebäudes ist nachvollziehbar“, sagt der neue Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. Es habe aber im Gebäudemanagement und der Bauverwaltung lange Abwägungen und Diskussionen gegeben, um das Gebäude für die Schul-Zwischennutzungen möglichst zu erhalten. „Die am Ende den Abriss befürwortende Vorlage ist allen daran Beteiligten nicht leichtgefallen“, so Schneidewind. „Angesichts des Gebäudezustandes und der Sanierungskosten war ein Erhalt aber nicht zu verargumentieren.“ Ansonsten gibt er sich zurückhaltend, da die Entscheidung auch getroffen worden sei, bevor er im Amt war. Zudem gebe es eben einen Ratsbeschluss.

Dass der gekippt wird, ist eher unwahrscheinlich - vor allem aufgrund des Zeitdrucks. „Der ist nun mal da“, räumt auch Schneidewind ein. Die Schulen warteten auf die Sanierung. Die Direktorinnen des Gymnasiums und der „Else“ hatten kürzlich in der WZ noch einmal betont, dass sie jede weitere Verschiebung ablehnen.

Die Abriss-Gegner geben die Hoffnung allerdings nicht auf. Neben einem weiteren Antrag auf Denkmalschutz, der in Arbeit ist, gibt es auch noch ein Schreiben an den alten und den neuen OB. Darin fordert ein Mitglied der Bürgerinitiative, dass die Stadt ein neues Gutachten über die Sanierungskosten in Auftrag gibt.

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