Junge aus der Babyklappe: Mutter weiter unbekannt

Sollte sich die leibliche Mutter nicht melden, kann in zwei Wochen das Adoptionsverfahren eingeleitet werden.

Wuppertal. Sechs Wochen ist es her, dass ein kleiner Junge wenige Stunden nach seiner Geburt in der Babyklappe auf dem Gelände der St. Anna-Klinik an der Vogelsangstraße abgegeben wurde. Das Baby war in warme Decken gehüllt und wurde sofort ärztlich betreut. Die Schwangerschaftsberatung esperanza der Caritas und das Jugendamt haben sich um das weitere Vorgehen gekümmert.

Der kleine Junge, sein Pseudonym ist Felix, lebt seitdem in einer Bereitschaftspflege. Dem Säugling geht es gut. Laut Jugendamt hat sich die Mutter des Kindes bisher nicht gemeldet. Nach acht Wochen läuft die Frist ab, frühestens dann kann ein Adoptionsverfahren eingeleitet werden. „Das Kind soll so schnell wie möglich langfristig in eine familiäre Umgebung kommen“, sagte eine Stadtsprecherin.

Die ungeklärte Herkunft des Jungen könne potenzielle Adoptiveltern als eine Quelle von Unsicherheiten irritieren, so Jugendamtsleiter Dieter Verst. Der Kleine sei aber vollkommen gesund und zeige keinerlei Anzeichen beispielsweise auf eine Abhängigkeit der Mutter. Es gäbe grundsätzlich genügend potenzielle Adoptiveltern, die sehnsüchtig auf ein Baby warten würden.

Sollten sich die leiblichen Eltern weiterhin nicht melden dann wird „Felix“ zur Adoption freigegeben. Zuerst bekommt der Junge aber einen Vormund, in der Regel das Jugendamt, der dann auch beispielsweise über den Namen des Kindes entscheidet.

„Felix“ und die Adoptionsfamilie lernen sich langsam bei ersten Besuchen und Wickelkontakten kennen. Stimmt die Chemie, wird das Baby für ein Jahr zur sogenannten Adoptionspflege vermittelt. Nach zwölf Monaten bekommt die Familie das Sorgerecht übertragen.

Das Jugendamt empfiehlt, die adoptierten Kinder möglichst früh über ihre Herkunft aufzuklären: „spätestens mit zehn oder 12 Jahren sollten die Kinder Bescheid wissen“, sagt Dieter Verst. Mit 16 hat „Felix“ sogar einen gesetzlichen Anspruch darauf, seine Herkunft zu erfahren.

Bis dahin werden alle Stationen seines Lebens dokumentiert: „Es ist wichtig, dass sein Leben zurückverfolgt werden kann, vom Moment der Abgabe in der Babyklappe an“, sagt Kornelia Fazel, Leiterin der esperanza-Beratung.“ Um das möglichst lückenlos zu garantieren, schreibe sie sich sogar auf, wie das Wetter an dem Tag war, als „Felix“ in der Klappe gefunden wurde.

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