Familiengeschichte Jüdische Familie auf den Spuren ihrer Ahnen in Wuppertal

Wuppertal · Die Aurichs aus Florida lernten einiges über ihre Wurzeln in Langerfeld.

 Drei Generationen der Familie Auerbach kamen an den Ort ihrer Vorfahren: ganz links Simon Auerbach mit Sohn Adam, daneben David Auerbach. Ihre Gastgeber waren Marc Albano-Müller und Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever.

Drei Generationen der Familie Auerbach kamen an den Ort ihrer Vorfahren: ganz links Simon Auerbach mit Sohn Adam, daneben David Auerbach. Ihre Gastgeber waren Marc Albano-Müller und Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever.

Foto: Marc Albano-Müller

Zu einem Besuch nach Langerfeld kam jetzt die jüdische Familie Auerbach aus den USA. Sie folgte einer Einladung des Schwelmers Marc Albano-Müller, der zu den früheren jüdischen Bewohnern seiner Stadt forscht und bereits zu zahlreichen Familien von Nachkommen Kontakt aufgenommen hat. Die WZ berichtete vor zwei Jahren über einen Besuch der Familie Nathan in Barmen, auch sie war von Albano-Müller eingeladen worden.

Bis 1922 ordnete sich das westfälische Langerfeld noch dem benachbarten Schwelm zu. Die jüdischen Familien des Orts gingen nach Schwelm zur Synagoge und nutzten auch die Jüdische Schule und den Jüdischen Friedhof dort. Dieser Friedhof brachte Marc Albano-Müller auf die Spur der Auerbachs.

Gräber von drei Langerfelder Familien findet man hier. Die Auerbachs, die Barmés und die Frankenbergs waren alle einst als Metzger tätig. Die Berufe des Metzgers und Viehhändlers waren einmal die einzigen, die man den Juden zugestand. In einigen Familien blieb die Berufstradition über Generationen erhalten.

Von Metzger Levi Auerbach im 19. Jahrhundert führte die Spur über seinen Sohn Simon und dessen Sohn Julius im 20. Jahrhundert aus Langerfeld in die USA und dort bis in die Universitätsstadt Gainesville in Florida. Die detektivische Suche brachte Albano-Müller hier zuletzt zu einem Dr. David Auerbach, 76 Jahre alt und angesehener Lungenarzt. Es erwies sich als schwierig, zu ihm direkten Kontakt aufzunehmen, so dass Albano-Müller einen Umweg über den örtlichen Rabbiner ging, und dieser endlich die Verbindung herstellte.

Überwältigung am
Grabstein der Großeltern

Mit Begeisterung nahm Auerbach die Kunde von den Wurzeln seiner Familie in Langerfeld und Schwelm auf. Bis dahin hatte er kaum mehr als den Namen des Geburtsorts seines Vaters Julius gekannt. Umgehend buchte der Arzt zusammen mit seiner Frau Carol einen Flug nach Deutschland. Aus Chicago wünschte auch Sohn Simon mit Enkel Adam hinzuzukommen. Simon Auerbach (41) arbeitet in Chicago als Rechtsanwalt, Sohn Adam (6) besucht dort eine jüdische Tagesschule.

In Schwelm trat die Familie gemeinsam auf dem idyllischen Jüdischen Friedhof am Ehrenberg an die Gräber der Großeltern und Urgroßeltern. Auerbach fand sich von Rührung überwältigt. Er entdeckte auf dem Grabstein seiner Großmutter Rosette geb. Nathan auch den Namen ihres Mannes Simon eingraviert. Dieser war eigentlich im amerikanischen Exil gestorben. Sein Sohn Julius muss nach dem Krieg veranlasst haben, dass der Name noch auf den Grabstein in Schwelm ergänzt wurde. Auerbach betete für die Großeltern ein Kaddish, ein jüdisches Totengebet. Ihm stand vor Augen, wie sein Vater 1938 die Heimat bei Nacht und unter Lebensgefahr hatte verlassen müssen (siehe Artikel unten).

In Langerfeld wurden die amerikanischen Gäste von Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever erwartet. Er führte sie zu den einstigen Häusern der Familie in die Kurze Straße. Hausnummer 2 und 4 sind als großes Doppelhaus 1903 durch Simon Auerbach erbaut worden. Im rechten Hausteil wurde Auerbachs Vater Julius 1906 geboren, hier lag auch die Metzgerei. Im linken Teil praktizierte sein Onkel Dr. Ludwig Auerbach als Allgemeinarzt. Die heutigen Besitzer des Hauses erinnern sich noch, dass man in Langerfeld noch lange nach dem Krieg um die ortsbekannte Familie Auerbach wusste. Nur war die Verbindung völlig abgebrochen. Das, versprach Simon Auerbach aus Chicago am Ende dieses Besuchs, werde künftig wieder anders sein.

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