Wuppertal Rau-Gymnasium: Geldstreit mit dem Land verzögert Umbau um Jahre

Wuppertal · Die Planung ist abgeschlossen, das pädagogische Konzept steht. Doch es fehlt ein Quartier für die Zeit der Sanierung.

 Das Ganztagsgymnasium Johannes Rau mit 700 Schülern wartet dringend auf die Sanierung.

Das Ganztagsgymnasium Johannes Rau mit 700 Schülern wartet dringend auf die Sanierung.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Schüler, Eltern und Lehrer müssen noch länger als gedacht auf den Umbau des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau warten: Frühestens im Sommer 2021 wird die Sanierung des Gebäudes an der Siegesstraße in Angriff genommen, wie Schuldezernent Stefan Kühn auf WZ-Anfrage bestätigt. Hundertprozentig sicher sei dies aber auch noch nicht, so Kühn. Es sei ein Vorschlag der Verwaltung für den Haushalt, der in Kürze eingebracht wird. Ende 2019 soll die Politik darüber entscheiden.

An der Siegesstraße kam diese Nachricht über die erneute Verzögerung denkbar schlecht an. „Ich bin maßlos enttäuscht“, sagt Rüdiger Bein, Schulpflegschaftsvorsitzender und Mitglied im Schulausschuss. Der ursprüngliche Plan sah einmal vor, dass der Umbau im Herbst 2021 bereits abgeschlossen sein sollte. Davon ist man jetzt weiter entfernt als jemals zuvor. Und angesichts der bisherigen Entwicklungen ist nicht nur Bein skeptisch, ob es überhaupt bei Sommer 2021 bleibt. Denn nach wie vor fehlt eine Ausweichadresse.

Wunschquartier auch von Kühn ist die ehemalige Landesschule auf der Hardt, die schon dem Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium übergangsweise als Heimat diente. Doch die Verhandlungen mit dem Land ziehen und ziehen sich. Knackpunkt ist der Preis. Denn laut Stadt ist das Gebäudeensemble spätestens seit dem Starkregen 2018 ein Sanierungsfall, der Restwert eher gering. Der Abriss steht im Raum, die Stadt will stattdessen Modulbauten dort errichten, was bereits Kritiker auf den Plan rief, die den bestehenden Bau erhalten wollen. Mittlerweile hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes allerdings ein Gutachten vorgelegt, nachdem das Schulgebäude auf der Hardt sehr wohl einen Wert hat. Die Stadt gab nun ihrerseits ein Gutachten in Auftrag. Wie lange wird dann noch verhandelt? Beim städtischen Gebäudemanagement gibt man sich vorsichtig. Von Wochen ist noch die Rede. Der BLB spricht von „andauernden Gesprächen“.

Bauboom: Wahrscheinlich wird
der Umbau teurer als gedacht

Offen ist auch, ob der Umbau des Gymnasiums an der Siegesstraße, den das GMW auf drei Jahre Dauer ansetzt, im Kostenrahmen bleibt. Ursprünglich war einmal von acht Millionen Euro die Rede. Eine Schätzung, die schon einige Zeit zurückliegt und angesichts der in der Branche steigenden Preise wahrscheinlich nicht gehalten werden kann. Beispiele gibt es bereits einige in Wuppertal wie die Sporthalle Nevigeser Straße oder den Umbau des Historischen Zentrums.

Am Ganztagsgymnasium machen solche Neuigkeiten wenig Hoffnung. Der Umzug auf die Hardt hätte längst erfolgt sein sollen. Dass das Gebäude an der Siegesstraße, vor allem der Neubau, stark sanierungsbedürftig ist, sei allen Beteiligten klar, räumt auch Kühn ein, ebenso, dass die Sanierung nicht im laufenden Betrieb erfolgen kann. Gleiches gelte zum Beispiel für die Gesamtschule Else-Lasker-Schüler, die ebenfalls während der Arbeiten auf die Hardt umziehen soll — nach dem Johannes-Rau-Gymnasium.

Ihre Kollegen seien frustriert, sagt Direktorin Christiane Genschel. Denn die Planungsphase „0“, in der das neue pädagogische Konzept für die Siegesstraße erarbeitet wurde, ist schon lange abgeschlossen. Schüler und Lehrer brachten darin ihre Vorstellungen für eine „Schule der Zukunft“ ein. Ein Konzept, das sich unter den aktuellen Bedingungen kaum umsetzen lässt. Dabei, betonen Rüdiger Bein und andere Eltern, wird an an der Siegesstraße eine gute Arbeit geleistet — trotz dieser Umstände. Bein ist deshalb sauer. „Es kann nicht sein, wie mit unserer Schule umgegangen wird.“ Man habe den Eindruck, es herrsche Stillstand. „Und das triftt alle, die hier arbeiten, lernen und lehren.“

Renate Warnecke (SPD), Vorsitzende des Schulausschusses, hat Verständnis für den Ärger. „Wir bedauern das auch. Aber es geht nicht anders.“ Das Problem sei weniger die Priorisierung als der fehlende Ausweichstandort.

Für Christiane Genschel bleibt nur die Hoffnung, dass es zumindest ab Sommer 2021 mit dem Umbaubeginn klappt. Bis dahin „machen wir das Beste draus“. Seite 20

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