Jörg Heynkes „Das Gejammer muss endlich aufhören“

Der Chef der VillaMedia über Wuppertal und die Bergischen in Zeiten der Not.

Wuppertal. Herr Heynkes, Sie haben im Zusammenhang mit der Spardiskussion ein Ende der Jammerkultur in Wuppertal gefordert. Sind die Wuppertaler also selbst schuld, dass die Stadt finanziell am Ende ist?

Jörg Heynkes: Wir alle sind schuld daran. Es nützt doch nichts, wenn wir die Verantwortung für die Überschuldung ständig zwischen Bund, Land, Regierungspräsidium und Stadt hin- und herschieben. Es handelt sich um ein gesellschaftliches Problem. Wir haben Jahrzehnte lang über unsere Verhältnisse gelebt. Was jetzt in Gefahr gerät, ist Ausdruck des wirtschaftlichen Wohlstands in der Nachkriegszeit bis in die siebziger Jahre hinein. Wir haben uns 20 Jahre lang Dinge geleistet, die wir uns eigentlich schon lange nicht mehr leisten konnten. Jetzt ist eben Schluss.

Heynkes: Der Fehler war doch, dass seit den 80er Jahren nichts gegen die Unverhältnismäßigkeit unternommen wurde. Das kann man sicher auch verstehen: Welcher Mensch übt schon gern freiwillig Verzicht? Also wurde weiter fleißig ausgegeben, selbst dann noch, als jeder längst wusste, dass die Spielräume viel geringer sind. Politikern kommt solch ein Verhaltensmuster entgegen, denn sie denken und handeln meist nur in Vier-Jahres-Zeiträumen.

Heynkes: Wir müssen uns der Verantwortung stellen und uns nicht länger allein auf Bund und Land beschränken. Alle drei Ebenen haben sich übernommen, auch die Kommunen. Das rächt sich jetzt. Niemand soll sagen, dass die Städte und Gemeinden nicht vor vielen Jahren schon alle Möglichkeiten hatten, kräftig zu sparen und das Dilemma wenigstens abzufedern.

Heynkes: Wieso ist Wuppertal nicht attraktiv? Ich finde sehr wohl, dass diese Stadt lebenswert ist. Tausende Wuppertaler beweisen das täglich. Sie arbeiten in Wuppertal, engagieren sich hier und stehen voller Überzeugung zu der Stadt.

Heynkes: Eben, und da ist das Problem. Das Gejammer muss endlich aufhören. Es gibt diese fatale Neigung einiger Wuppertaler, den Untergang selbst herbeizureden. Das hilft uns aber kein Stück weiter - im Gegenteil. Wuppertal geht es nicht schlechter als vielen anderen Städten.

Heynkes: Auch nicht besser. Wie gesagt, wir haben es mit einem gesamtgesellschaftlichen Problem zu tun. Wir müssen vielleicht ein paar Jahrzehnte mit einigen Bädern weniger auskommen, möglicherweise auch ohne ein Schauspielhaus. Aber davon geht die Stadt nicht kaputt. Die Untergangs-Neigung der Bergischen zerstört viel mehr. Dabei wird schnell übersehen, dass es viele Impulse gibt, die die Stadt voranbringen.

Heynkes: Zum Beispiel der Döppersberg, die Junior-Uni. Das sind Zukunftsprojekte, und ich bin froh, dass es sie gibt.

Heynkes: Es sind die selben Politiker, die das beklagen, aber sich zum Beispiel der bergischen Großstadt verweigern.

Heynkes: Die drei Städte müssen endlich auf eine gemeinsame Zukunft hinarbeiten. Dazu gibt es keine Alternative. Ich sehe allerdings keine politische Bereitschaft dazu, in keiner Stadt. Die Bergische Großstadt ist ein logischer Schritt, nur so können neue wirtschaftliche Spielräume entstehen die es möglich machen wenigstens einen Teil der Dinge zu erhalten die heute in Gefahr geraten.

Heynkes: Die Stadt hat alle Chancen, eine positive Entwicklung zu nehmen, wenn das Lamentieren aufhört und die Bereitschaft wächst, gemeinsam anzupacken. Die Rahmenbedingungen stimmen, der Standort Wuppertal ist gut, die Verkehrsanbindung ideal. Es geht jetzt darum, die veränderten Bedingungen anzunehmen.

Mut und Risikobereitschaft gehören dazu. Der Arrenberg und mit ihm die VillaMedia ist ein gutes Beispiel hierfür. Hier wird von zahlreichen Akteuren vieles bewegt, vernetzt gearbeitet und investiert. Wir in der Villa-Media haben uns in den letzten Jahren ständig verändert, entwickelt und deshalb auch im Krisenjahr 2009 sehr positiv abgeschlossen.

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