Bertelsmann-Studie Jedes dritte Kind in Wuppertal ist von Armut bedroht

Bertelsmann-Studie: 29,5 Prozent aller Minderjährigen leben in Hartz IV-Familien.

 Kinder von „Erwerbsarmen“ leiden in der Corona-Krise deutlich mehr als Kinder anderer Haushalte.  Foto: dpa

Kinder von „Erwerbsarmen“ leiden in der Corona-Krise deutlich mehr als Kinder anderer Haushalte. Foto: dpa

Foto: dpa/Jens Kalaene

Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung über Kinderarmut im vergangenen Jahr hat ergeben: Kinderarmut in Wuppertal sowie in ganz Deutschland schreibt unverändert hohe Zahlen. Mehr als ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren sind deutschlandweit von Armut bedroht, in Wuppertal ist es sogar jedes drittte Kind. Damit hat sich die Zahl seit 2014 um 2,5 Prozentpunkte verschlechtert.

Die Untersuchung der Stiftung legt eine kombinierte Messung zugrunde: Unter Armut leiden, laut Wissenschaft, einerseits Kinder, die in einem Haushalt leben, der SGB II bezieht, besser bekannt als Hartz IV. Andererseits jene, die in einem Haushalt leben, der über weniger als 60 Prozent des mittleren Netto-Einkommens verfügt. Etwas allgemeiner ausgedrückt bedeutet arm zu sein in einem reichen Land wie Deutschland, so wenig Einkommen zu haben, dass es nicht möglich ist, sich den Lebensstandard zu erfüllen, der in unserer Gesellschaft als selbstverständlich gilt.

„Dies ist ja leider keine neue Botschaft“, bedauert Sozialdezernent Stefan Kühn. Die Dunkelziffer sei sogar noch etwas höher, da die so genannten Working Poor, die erwerbstätigen Armen, in den Zahlen nicht aufgeführt seien. Diese umfassen vor allem atypische Beschäftigungen wie Teilzeit oder Minijobs, bei denen die Gefahr in Armut zu rutschen sehr hoch sei. „Vor allem die Kinder dieser Erwerbsarmen haben in der Coronakrise am meisten gelitten. Leider sind das auch die Menschen, die am schnellsten wieder ihre Jobs verlieren“, so Kühn weiter. Auch beim Homeschooling seien Kinder aus armen Verhältnissen benachteiligt, verfügen sie doch seltener über die notwendige technische Ausstattung und haben zum Teil auch keine Rückzugsräume, um ungestört lernen zu können. Daher drohe zusätzlich noch ein Armutsanstieg in Folge der Coronakrise. „Denn wer weiß schon, wann sich der Arbeitsmarkt wieder normalisiert.“

Doch was wird in Wuppertal dagegen unternommen? Innerhalb des 2017 ins Leben gerufenen „Bündnis’ gegen Armut - für soziale Gerechtigkeit“ wurde beispielsweise das Angebot der Vergünstigungen des Wuppertal-Passes auf einen größeren Kreis von Berechtigten ausgeweitet sowie ein kostenloses Schulmittagessen für mehr Kinder bereitgestelt. „Das sind nur kleine Verbesserungen“, gibt Kühn zu, „die großen passieren leider nicht von heute auf morgen. Dennoch ist es bei uns ein großes Thema“. boot

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort