Jeder Polizist im Tal hat 100 Überstunden

Gewerkschaft kritisiert die Überlastung. Landesregierung will mehr Überstunden auszahlen.

Jeder Polizist im Tal hat 100 Überstunden
Foto: dpa

In Wuppertal hat jeder Mitarbeiter der Polizeibehörde zurzeit rund 100 Überstunden auf seinem Zettel stehen. Das sagt Polizeisprecher Stefan Weiand. „Insgesamt gibt es aktuell 180 000 Überstunden in der gesamten Behörde, verteilt auf 1650 Mitarbeiter.“

Damit läge die Polizeiinspektion Wuppertal über dem Landesschnitt. Aber da kommt die Statistik in die Quere. Das Land berechnet die Überstunden als angeordnete Mehrarbeit für Beamte - weil etwa besondere Einsätze anstehen. Die Daten werden jeweils für ein Jahr erhoben - gerade sei man in der Abstimmung für die Statistik des Jahres 2016. Die Tendenz, so Beus, sei sinkend.

Die Diskussion um Überstunden bei der Polizei ist keine neue. Schon in den vergangenen Jahren wurde der damalige Innenminister Ralf Jäger (SPD) für die Überlastung der Beamten angegangen.

2015, der letzte offiziell vom Land herausgegebene Sachstand, lag die Überstundenzahl in NRW bei 3,9 Millionen. „Wenn sie von mehr als 40 000 Beamten ausgehen, macht das 80 bis 90 Stunden Mehrarbeit pro Person“, sagt Wolfgang Beus, Sprecher des Innenministeriums NRW für Polizeiangelegenheiten.

In Wuppertal entfallen die 180 000 Überstunden auf 1800 Mitarbeiter - davon sind aber 150 Regierungsangestellte, also nur 650 Beamte. 128 000 Stunden entstehen durch angeordneten Mehrdienst wegen besonderer Einsätze - etwa wenn die Hundertschaften zu Fußballspielen oder Demonstrationen ausrücken. 72 000 kämen durch das Abarbeiten von Altlasten zustande. Die Aufschlüsselung ist in der lokalen Statistik also nicht so klar mit der des Landes zu vergleichen.

Weiand sagt, es gebe immer wieder Möglichkeiten, die Überstunden auszugleichen. Gaby Schmidt von der Gewerkschaft der Polizei sieht das kritischer. Zwar sagt sie, dass ein Durchschnittswert wie die 100 Stunden wenig aussagekräftig sei. Dennoch sieht sie die Beamten überlastet. „Es wird nicht weniger, eher mehr.“ Und selbst wenn es die Möglichkeit gäbe, hie rund da Stunden abzubauen - eine Chance auf die nötigen Erholungsphasen sieht sie nicht. „Da helfen ein paar Stunden nicht.“

Beus vom Innenministerium sagt, die Landesregierung habe schon neue Leute eingestellt. Schmidt bestätigt das. Aber die kämen erst in drei Jahren. Bis dahin sei der Druck sogar höher, weil Kollegen als Ausbilder abgestellt würden.

Schmidt sagt, die lokale Polizeibehörde könne nichts an der Situation ändern. Das sei Landessache.

Die neue Regierung hat jedenfalls den Topf, mit dem Überstunden ausbezahlt werden vergrößert — von acht auf 18 Millionen Euro.

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