Rosensonntagszug Jecke Ausbildung beim närrischen Zug

Unsere Reporterin Milka Vidovic fuhr am Sonntag beim Rosensonntagszug erstmals auf einem Wagen mit — dem der Weinberger Funken.

Rosensonntagszug: Jecke Ausbildung beim närrischen Zug
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Pünktlich zum Startschuss des Wuppertaler Rosensonntagszugs verziehen sich die letzten dunklen Wolken, und ich bin erleichtert. Um 13.30 Uhr setzt sich die Narrenschar vom Hofkamp aus in Bewegung. Mit viel Jeckenstimmung und noch mehr Kamelle unter dem Motto „Oh Wuppertal — nur de Wupper löppt normal“ ziehen 14 Fußgruppen und zehn Mottowagen quer durch die Stadt bis nach Wupperfeld.

Statt mir den Zug vom Straßenrand aus anzuschauen, hatte ich bei den Weinberger Funken Rot Grün „angeheuert“ und fahre auf ihrem Elferratswagen mit. Bevor es aber los geht, erklären mir Vereinspräsident Jens Borgmann und Vize Stephan Grell wie das so auf einem Umzugswagen läuft. Regel Nummer eins: „Es gibt nichts Schöneres im Leben, als anderen Menschen Freude zu geben“ - so das Motto des Vereins. Und das heißt: mit der Kamelle nicht geizen! Stephan Grell erklärt es so: „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man oben auf dem Wagen steht und in die leuchtenden Augen der Kinder schaut und ihnen die Kamelle in die ausgestreckten Arme wirft. Die freuen sich so sehr, das bringt einem das Herz wirklich zum Pochen. Für uns Karnevalisten ist der Zug das Größte, die Krönung der Session.“

Wuppdika - der Karnevalszug in Wuppertal
70 Bilder

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Mit diesen motivierenden Worten geht es ab auf den Wagen. Natürlich habe ich mich passend zu den Farben der Weinberger Funken in Rot und Grün gekleidet. Neben mir steht Klaus Konrad, Geschäftsführer der Weinberger Funken. Er wird die nächsten drei Stunden Pate für meine jecke Ausbildung zur Kamelle-Werferin sein.

Zweite Regel: „Ich habe 20 Kartons Süßigkeiten. Zehn davon werden bis zum Loh leer gemacht, der Rest folgt dann bis Oberbarmen“, sagt Konrad. Die Dosierung sei beim Kamellewerfen wichtig. „Sonst stehst du auf den letzten Kilometern ohne was da, und die Zuschauer sind traurig“ erklärt er. Regel Nummer drei: Die Kamelle immer weit vom Wagen wegwerfen, damit niemand unter die Räder kommt.

Dann rollt der Elferratswagen an und beschallt die jubelnden Menschenmassen mit der 2000 Watt starken Musikanlage. Kleine Kinder in plüschigen Löwenkostümen schauen mich erwartungsvoll mit an, als Katzen oder Polizistinnen verkleidete Frauen und Männer in Indianerkostümen rufen mir „Wuppdika!“ entgegen. Und nun verstehe ich, was Stephan Grell zu erklären versuchte: Das Gefühl, die Menschen zu begeistern und zu sehen, wie sie sich über die Kamelle freuen, ist unbezahlbar. Fleißig lassen die Jecke die Kamelle fliegen. Die Massen an Süßigkeiten scheinen kein Ende zu nehmen. Langsam macht sich das konstante Werfen nach einigen Kilometern, etwa am Loh, in den Armen bemerkbar. Schon jetzt ist der morgige Muskelkater spürbar.

Doch an eine Pause ist nicht zu denken — zu schön ist der Rausch, in den einen die feiernden Zuschauer versetzten. Kurz vor dem Ende des Zuges in Wupperfeld heißt es Endspurt. Spätestens hier muss der Wagen leer sein und so wird nun mit beiden Händen aus der Kamelle geschöpft und geworfen.

Die drei Stunden auf dem Wagen der Weinberger Funken waren ein einmaliges Erlebnis. Zum Abschluss verleiht mit Präsident Jens Borgmann den Sessionsorden. Die jecke Prüfung zur Kamelle-Werferin ist bestanden.

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