Japaner stehen Schlange für die Wuppertaler Sinfoniker

Das Ensemble aus Wuppertal wurde in Tokio gefeiert wie die Wiener Symphoniker. Ein surreales Erlebnis für die Wuppertaler.

Es hatte etwas Surreales. Kaum hatte das begeisterte Publikum das Wuppertaler Sinfonieorchester in der Suntory Hall in Tokio mehrfach zurück auf die Bühne gerufen, hielt es viele Zuhörer, die die Musiker gerade noch bejubelt hatten, nicht länger auf ihren Sitzen. Sie sprinteten aus dem Saal in Richtung Tiefgarage - nicht etwa, um mit Anlauf in ihr Auto zu springen, sondern um sich geduldig in eine Warteschlange einzureihen, die sich schnell vom Künstlerausgang quer durch das Parkhaus zog.

Autogrammjäger in der Tiefgarage - für die Musiker ein ungewohntes Bild. Und so traten sie denn auch aus der ehrwürdigen Halle, als ob sie es kaum glauben konnten: Erst schauten die Sinfoniker ungläubig, dann strahlten sie euphorisch. "Das ist ja Wahnsinn", meinte Ursula Neufeld (2.Violine) und zückte schnell die Kamera, um sich von den Fans, die auf Chef-Dirigent Toshiyuki Kamioka warteten, selbst ein Bild zu machen.

Kollege Andreas Heimann staunte ebenfalls nicht schlecht. Ein sichtlich beglückter Japaner bat den Wuppertaler auf Englisch, auf seinem Programmheft zu unterschreiben: "Haben Sie nicht gerade Oboe gespielt? Das war wunderbar!"

Das scheinbar Surreale war am Montagabend Realität: Das Wuppertaler Ensemble wurde in Tokio gefeiert, als seien sie die Wiener Philharmoniker. In der Tat treten die Österreicher in wenigen Tagen wieder dort auf, wo die Wuppertaler nun Premiere feierten: Der erste Auftritt in der Suntory Hall war zugleich der letzte der Japan-Tournee.

Für den Chef-Dirigenten bedeutete das: Toshiyuki Kamioka dirigiert nicht nur, er ist inzwischen auch der perfekte Autogramm-Schreiber. Schon am Tag zuvor, nach dem Konzert in Yokohama, hatte er zwei Stunden lang Fans getroffen - also fast so lange geschrieben wie dirigiert.

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