Japaner im Glück: Sport in Wuppertal und Bier in Bavaria

Hochklassiger Sport und ein illustres Publikum. Ein WZ-Blick auf die Zuschauerränge der Europameisterschaft.

Wuppertal. Die weiteste Fan-Anreise hatten sicherlich Yuri und Ken Ito. Das japanische Paar ist extra wegen der EM nach Wuppertal gekommen.

"Uns gefällt es sehr gut hier", erzählt die 32-Jährige, die bereits zum elften Mal Deutschland besucht und auch gut deutsch spricht. "Deutsch ist mein Hobby", berichtet sie, während sie ein paar Bilder schießt.

Ken, mit einer kleinen Videokamera bewaffnet, macht das japanische Klischee komplett. "Ich filme die interessanten Spiele weil ich auch selbst Rollhockey spiele", erzählt der 34-Jährige. Verglichen mit seiner Heimat sei hier allerdings viel mehr Speed im Spiel. "Das ist beeindruckend."

Ebenfalls beeindruckt zeigen sich die technikverliebten Japaner übrigens von der Wuppertaler Schwebebahn. Mal was ganz anderes als mit dem Shinkansen mit 300 Kilometer die Stunde durchs Land zu fliegen. Das Finale am Samstag werden sich die beiden noch ansehen, danach geht es weiter zum Oktoberfest nach Bavaria, bevor sie zurück in die Heimat fliegen.

Wesentlich näher haben es da Gina und Caetano Martins. Das portugiesische Ehepaar, sie im Nationaltrikot und mit Fahne, er mit rot-grünem Schal der Iberer um den Hals, kommt aus Remscheid Lennep. "Wir drücken in erster Linie Portugal die Daumen - an zweiter Stelle Deutschland", schmunzelten die beiden vor dem direkten Duell der beider Mannschaften am Freitag Abend.

Die Familie, die seit mehr als 30 Jahren in Deutschland lebt, hat eine besondere Affinität zu dem rasanten Sport. Die drei Söhne spielen allesamt Rollhockey in Remscheid. Einer im Tor, einer in der Abwehr, einer im Angriff. Zwei von ihnen seien sogar in ihrer Jugendzeit angesprochen worden, ob sie nicht für Deutschland spielen wollten, erzählt die Mutter. Haben die beiden aber nach dem Motto "Wenn, dann nur für Portugal" abgelehnt. Da dort die Konkurrenz aber ungleich größer ist, wird es wohl nichts werden mit einer internationalen Karriere.

600 Kilometer, von Weil am Rhein an der schweizer Grenze, waren acht Fans des RSV Weil angereist. Der deutsche Verein spielt seit vier Jahren wegen der hohen Reisekosten nicht mehr in der deutschen Bundesliga, sondern in der 1. Liga der Schweiz, wurde dort sogar schon Meister und Pokalsieger, wie Oberfan Harry Vogt berichtet. Der 53-Jährige, dessen Markenzeichen der schwarze Hut mit zahlreichen Rollhockey-Pins ist, freute sich darüber, viele alte Bekannte aus der Bundesliga-Zeit zu treffen. "Man kennt sich", lachte er, als er im Vorbeigehen den ehemaligen RSC Cronenberg-Star Markus Franken, abklatschte.

Besonders die Daumen drückt die Weiler Fraktion neben dem deutschen Team auch dem Schweizer Nationalkeeper Daniel Dietrich, der ansonsten in der Vereinsmannschaft des RSV Weil den Kasten vernagelt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort