Kolumne : „Verabschieden wir uns von der Integrationspolitik“
Die politische Diskussion über Integrationsfragen gleicht einem immer wiederkehrenden Kreislauf. Das ist nicht nur ermüdend, sondern lässt den Schluss zu, dass die klassische Integrationspolitik und ihre Antworten aus der Zeit gefallen scheinen.
In meiner Funktion als Politikberater erhalte ich spannende Einblicke in die Hintergründe politischer Strukturen. Eines Tages bekam ich den Anruf eines Abgeordneten mit Migrationshintergrund, der ins Parlament gewählt worden ist: „Jade, wie kann das sein? Mein Schwerpunkt liegt in der Wirtschaftspolitik. Weshalb will der Fraktionsvorstand mich im Integrationsausschuss sehen?“ Jemanden im Integrationsausschuss zu haben, der selber Migrationshintergrund hat, macht Sinn. Gleichzeitig ist die Frage erlaubt: Wie sinnvoll ist die deutsche Integrationspolitik gestaltet?
Von „Integration durch Sport“ über „Deutsche Leitkultur“ bis hin zu „Die deutsche Sprache ist der Schlüssel“ haben viele Phrasen die jahrzehntelange Diskussion über die Integrationspolitik geprägt. Die politische Diskussion über Integrationsfragen gleicht einem immer wiederkehrenden Kreislauf. Das ist nicht nur ermüdend, sondern lässt den Schluss zu, dass die klassische Integrationspolitik und ihre Antworten aus der Zeit gefallen scheinen.
Unsere Gesellschaft steht inmitten der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Es ist ein Anlass, über vieles zu reflektieren, besonders über unseren Umgang miteinander. Im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts sollten unsere Debatten nicht von Identitätsfragen, Schuldzuweisungen und emotionalen Reaktionen auf Vorfälle geprägt, sondern von strategischer, perspektivisch umfassender Natur sein.