Denkmal Ein Investor will den Teschemacher Hof retten

Uellendahl · Die Renaissance AG hat das Denkmal am Uellendahl gekauft und will es für 1,2 Millionen Euro „liebevoll sanieren“. Der Komplex soll für wohnbauliche und kulturelle Zwecke erhalten bleiben.

 Karl-Eberhard Wilhelm und Wolfgang Nicke vor dem Teschemacher Hof. Sie hatten sich Sorgen um die Zukunft des Denkmals gemacht.

Karl-Eberhard Wilhelm und Wolfgang Nicke vor dem Teschemacher Hof. Sie hatten sich Sorgen um die Zukunft des Denkmals gemacht.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

. Der Teschemacher Hof ist verkauft: Die Renaissance Immobilien und Beteiligungen AG aus Krefeld will eins der ältesten Fachwerkgebäude in der Stadt „liebevoll sanieren“, wie das Unternehmen ankündigt. Kürzlich hat sie das Denkmal um die Ecke des Mirker Freibades vom Städtischen Gebäudemanagement (GMW) erworben. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, die Renaissance AG will nach eigenen Angaben jetzt 1,2 Millionen Euro in die Arbeiten investieren, die im Frühjahr 2020 beginnen und in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde erfolgen sollen. Geplant sei, den Komplex sowohl für wohnbauliche als auch kulturelle Zwecke zu erhalten. So ist eine Idee des neuen Eigentümers, dass der erkerartige Anbau mit wechselnden Kunstausstellungen Wuppertaler Künstler dienen soll. Die aktuellen Mietverhältnissse — ein kleiner Teil der Wohnungen ist bewohnt  — sollen zudem bestehen bleiben.

GMW-Chef Hans-Uwe Flunkert  ist froh über den neuen Besitzer: „Genau so einen haben wir uns gewünscht.“ Die Renaissance AG habe Erfahrung mit Denkmälern. Froh sein dürfte das GMW allerdings auch darüber sein, einen Pflegefall weniger im Portfolio zu haben. Schon im vergangenen Jahr hatte Flunkert, nachdem der Bürgerverein einen Verfall des Gebäudes angeprangert hatte und es zudem Mieterbeschwerden gab, eingeräumt, dass dringende Arbeiten zwar erledigt werden würden, für eine umfangreiche Sanierung aber die Ressourcen fehlten. Nur ein kleiner Teil der Wohnungen ist noch bewohnt, Neuvermietungen werde es erstmal nicht geben, hatte Flunkert damals angekündigt.

Die Renaissance AG will dagegen den gesamten Komplex, der eigentlich aus zwei dreigeschossigen Fachwerkbauten besteht, wieder auf Vordermann bringen. „Der Teschemacher Hof ist ein regelrechtes Wahrzeichen Wuppertals und natürlich Elberfelds“, sagt Vorstand Christian Baierl. Die Ursprünge lägen fast 400 Jahre zurück. „Dieser historische Ort muss einfach erhalten bleiben. Als Eigentümer hat man dafür eine ganz klare Verpflichtung. Die Anlage löste in unserem gesamten Team direkt Faszination und Begeisterung aus und schnell war uns klar, dass man dem Gebäude neues Leben einhauchen will.“

Positives Echo
im Stadtteil

Eine Ankündigung, die im Stadtteil erstmal auf positives Echo stößt. „Es ist schön, dass da wieder etwas passiert“, sagt Bezirksbürgermeisterin Gabriela Ebert (SPD). Bei der Sanierung halte sich die Renaissance AG „aber hoffentlich an die Vorgaben des Denkmalschutzes“. Auch der ehemalige Vorsitzende des Bürgervereins Uellendahl, Karl-Eberhard Wilhelm, und der aktuelle 2. Vorsitzende, Wolfgang Nicke, die im vergangenen Jahr Alarm geschlagen hatten, sehen jetzt wieder eine Zukunft für den Teschemacher Hof. „Es ist wichtig, dort wieder Wohnraum zu schaffen“, sagt Wilhelm, der auf eine langfristige Entwicklung durch die Renaissance AG setzt.

Das Unternehmen plant in Barmen und Wichlinghausen aktuell die Umgestaltung zweier alter Fabriken. Auch am Uellendahl hatte die Renaissance AG bereits das alte Wiemer-Areal am Bornberg erworben und dort eine Wohnutzung im Auge. Die ließ sich planungsrechtlich aber nicht umsetzen, weshalb das Gebäude wieder verkauft wurde. Bei Nicke ist deshalb etwas Skepsis vorhanden. Er hofft aber, dass der neue Eigentümer seine Ideen für den Teschemacher Hof umsetzen wird.

Das Denkmal an der Straße In der Mirke, das einst Wirkungsstätte des bekannten Orgelbauers Jakob Engelbert Teschemacher war, hat reichlich Geschichte zu bieten — und Geschichten. Unter anderem, so eine Legende, soll Goethe dort vorbeigeschaut haben.

Auch die Renaissance AG hat sich intensiv mit der Historie des Baus beschäftigt — und will eine lange Tradition wieder aufleben lassen. Jahrhundertelang läutete das heute noch erhaltende Glöckchen im Glockenturm auf dem Dach das neue Jahr ein, ehe es vor mehr als 50 Jahren verstummt war.

Und auch für die Weihnachtszeit hat der neue Eigentümer Ideen: einen lebendigen Adventskalender. Vom 1. bis zum 24. Dezember soll jeden Tag ein Fenster im Teschemacher Hof geöffnet werden. „Ein Lied spielen, eine Geschichte vorlesen, Kleinkunst, Schauspielszene, alles ist denkbar“, kündigt Sprecher Dirk Naas an. Interessenten können sich unter dem Betreff „Adventskalender Teschemacher Hof“ per E-Mail melden unter:

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