Invasion: Raupen fressen Wuppertals Eichen kahl

Im Kothener Wald und anderen Wuppertaler Gebieten sind viele Bäume den Raupen zum Opfer gefallen. Grund: ein verhältnismäßig warmes Frühjahr.

Wuppertal. "Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus", so beschreibt das bekannte Volkslied den Wonnemonat.

Im Kothener Wald ist allerdings Kahlschlag angesagt. Lichte Baumkronen säumen die Spazierwege, von sattem Grün keine Spur. Der Grund: Zwei Schmetterlinge, der Grüne Eichenwickler und der Kleine Frostspanner, fressen die Wuppertaler Bäume kahl.

"Wir hatten einen warmen April, sodass die Bäume schon früh ausschlugen", sagt Albert Vosteen, Leiter der städtischen Forstabteilung. "Die Eichen entwickeln ihre Blätter sonst erst spät im Mai. Bis dahin sind die meisten Raupen, die besonders die Eichen befallen, verhungert. In diesem Jahr aber hatten sie ein optimales Nahrungsangebot", erklärt er.

Derartige Schäden, wie sie gerade im Kothener Wald und auch an anderen Stellen zu sehen sind, gab es zuletzt in den Jahren 1996/97, "da sogar zwei Jahre in Folge", berichtet Vosteen. Es gebe aber keinen Grund zur Beunruhigung, er gibt Entwarnung: "Die Natur reguliert sich meist von selbst." Gift dürfe man auf keinen Fall verwenden, das sei aus waldökologischer Sicht nicht vertretbar.

"Wenn das nächste Frühjahr kühler wird, endet die Raupenplage von selbst". Das Einzige ist: Die Raupen hinterlassen, wenn sie sich aus den Baumkronen abseilen, feine Spinnfäden. Für viele Spaziergänger unangenehm - wie auch der leichte Niesel - Kot, den die Raupen von oben abließen.

Aber auch für Spaziergänger gibt es Trost: Ende Juni, rund um den Johannistag, 24.Juni, gibt es einen zweiten Blattaustrieb, auch Johannistrieb genannt. Durch Witterungseinflüsse bedingt, treiben Blattknospen, die eigentlich für das nächste Frühjahr angelegt sind, schon früher aus.

"Dann wird es weniger auffallen, dass die Bäume ihre Blätter lassen mussten", so Vosteen. Auch wenn die Bäume geschwächt werden, und der Holzwuchs in diesem Jahr nicht groß sein wird, der Wald könne das verkraften - Handlungsbedarf bestehe nicht unbedingt.

Die Wuppertaler Kleingärtner werden das allerdings anders sehen, weiß der Förster: Die Raupen vergreifen sich auch an Obstbäumen oder Beerensträuchern. Die Ernte ist damit zunichte gemacht. Es gebe Mittel, um der Plage Herr zu werden: Der sogenannter Leimring - ein doppelseitiges Klebeband - hindere die geschlüpften Frostspanner-Weibchen, die im Gegensatz zu den Männchen nicht fliegen, den Stamm hinauf zu kriechen - sie bleiben am Band kleben. Die Männchen aber schwirren oben in den Bäumen und warten vergeblich.

Die größte Gefahr ist aber gebannt: Die ersten Raupen haben sich bereits begonnen zu verpuppen. Bleibt jetzt nur noch auf ein kühles Frühjahr 2010 zu hoffen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort