Interview WZ-Wissen Wie man Unfälle in der Kommunikation vermeidet

Interview Im Rahmen der Reihe WZ-Wissen kommt Peter Brandl am 10. Oktober nach Wuppertal. Sein Thema lautet „Crash-Kommunikation – warum Piloten versagen und Manager Fehler machen“.

Peter Brandl kommt im Rahmen der Reihe WZ-Wissen nach Wuppertal.  Fotorechte: Brandl

Peter Brandl kommt im Rahmen der Reihe WZ-Wissen nach Wuppertal. Fotorechte: Brandl

Foto: Peter Brandl

Herr Brandl, Sie sind Pilot und haben Ihre Erfahrungen aus der Luftfahrt auf Unternehmen und Alltagssituationen angewendet. Wie kommt man auf so eine Idee?

Brandl: Ich war erst Kommunikationstrainer und Unternehmensberater und dann Pilot. Seit ich ein kleiner Junge war, wollte ich Pilot werden, habe aber einem Fliegerarzt geglaubt, der meinte, ich könne das wegen meiner Brille nicht. Erst mit Ende 30 habe ich meine Linienpilotenausbildung gemacht. Ich bin Trainer für Crew Resource Management. Da analysiert man mit Piloten Unfälle. Da habe ich gemerkt, dass man das aufs Business und auf das normale Leben übertragen kann. Ein Flugzeug wird von Menschen gesteuert – ein Unternehmen oder eine Familie auch.

Gibt es konkrete Situationen, auf die das zutrifft?

Brandl: Ganz viele. Im Business-Bereich ist das zum Beispiel die Macht-Distanz. Sie haben da einen gestandenen Flugkapitän und dem setzen sie eine junge Co-Pilotin nebendran. Wem fällt es leichter dem anderen zu widersprechen, wenn er glaubt, der andere macht einen Fehler? Wenn die Macht-Distanz zu groß ist, trauen sich meine Leute nicht, mir zu widersprechen. Damit verschwende ich Ressourcen. Das Gleiche gilt für Familien. Wenn die Macht-Distanz zu groß ist, trauen sich Kinder nicht, zu den Eltern zu kommen, wenn sie ein Problem habe.

Aber muss es im Cockpit nicht einen geben, der die Entscheidungen trifft?

Brandl: Wir haben eine klare Hierarchie, die zeigt, wer am Ende die Verantwortung trägt. Das ist der Kapitän oder die Kapitänin. Aber Entscheidungen sollte man tunlichst zusammen treffen. Idealerweise sollten Kapitäne darauf achten, dass sie ihrem Team sagen: „Wenn Euch was komisch vorkommt, sagt mir das.“ Am Ende trägt aber natürlich einer die Verantwortung.

Was bringt mir das Wissen zur besseren Kommunikation im Unternehmen oder im Alltag?

Brandl: Aktuelle Studien sagen, dass Unternehmen 15 bis 20 Prozent der Arbeitszeit für Reibereien und Konflikte aufwenden. Das muss man sich mal auf der Zunge vergehen lassen. Wenn ich 20 Mitarbeiter im Team habe, bezahle ich im Schnitt drei nur fürs Zoffen. Auch im Privaten kann man sich mit ein paar einfachen Kommunikationsstrategien das Leben leichter machen.

„Crash-Kommunikation“ heißt Ihr Vortrag. Was ist ein Beispiel für besonders schlechte Kommunikation?

Brandl: Die Kommunikation von Herrn Trump zum Beispiel. Egal, ob ich ihn mag oder nicht, ob ich ihm Recht gebe oder nicht. Er macht sehr viel kaputt. Allein der Vertrauensverlust, den er erreicht. Das ist wirklich ein Kommunikationscrash, weil ihm niemand mehr vertraut.

Aber er hat ja damit durchaus Erfolg?

Brandl: Das gibt es natürlich, dass ich mit dem Einsatz von Machtmitteln erfolgreich sein kann. Zumindest erst einmal. Die Frage lautet da aber: Wie lange habe ich diese Macht? Ich bin kein Verfechter von einem Kuschelkurs. Es gibt Situationen, in denen es unser Job ist, unsere Interessen gegen die Interessen anderer durchzusetzen. Herr Trump ist im Moment damit erfolgreich. Aber meine Vermutung ist, dass er das nicht auf Dauer bleibt. Dauerhaft lösen wir unsere weltweiten Herausforderungen nicht gegeneinander. Das können wir nur miteinander. Und das funktioniert nicht, wenn man Partnern vor den Kopf stößt und Vertrauen kaputt macht.

Kann das gute Kommunizieren denn jeder lernen?

Brandl: Definitiv ja. Es braucht vielleicht ein bisschen Übung, aber die Werkzeuge kann jeder anwenden.

Verraten Sie schon mal eines dieser Werkzeuge?

Brandl: Es gibt eine einfache Technik, wenn ich überrumpelt werde. Die K. A. O.-Technik besteht aus drei Schritten. Sie merken, dass Sie emotional auf eine Aussage reagieren, dann ist der erste Schritt: K wie Klappe halten. Erst mal nichts sagen, sonst fängt man an zu stammeln. Dann A für Ausatmen. Das führt dazu, dass ich mich entspanne und Zeit gewinne. O steht für eine offene Frage. Was meinen Sie damit? Oder: Was wollen Sie damit erreichen? Mir hilft die Technik, um Luft zu bekommen und die richtige Strategie zu finden.

Für wen ist Ihr Vortrag in Wuppertal am 10. Oktober geeignet?

Brandl: Die Veranstaltung ist so breit angelegt, dass jeder etwas für sich herausziehen kann: Top-Manager, Jugendliche, Hausfrauen, Angestellte, Handwerker … Naja, nicht jeder. Wenn jemand der festen Überzeugung ist, dass er schon alles richtig macht und dass das sowieso alles Blödsinn ist, dann wird er sicher nicht glücklich.

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