Interview: Über den Frust mit dem Frohsinn

Ralf Bosadjieff, Leiter des Rosensonntagszuges, spricht über fehlende Hilfe der Stadt, die Probleme des diesjährigen Zuges und den Reiz des Karnevalist-Seins.

Herr Bosadjieff, in der vergangenen Session waren Sie Prinz, in dieser sind sie Rosensonntagszug-Leiter. Welcher Job ist der stressigere?

Ralf Bosadjieff: Im Moment ganz klar der des Zugleiters.

Warum ist das so?

Bosadjieff: Die Auflagen der Stadt machen uns, also den Vereinen, das Leben sehr, sehr schwer.

Das sind welche?

Bosadjieff: Zum ersten dürfen wir ab dem 1. März nicht mehr mit Fahrzeugen, die eine rote Plakette haben, in die Umweltzonen fahren — also auch nicht auf die Zugstrecke. Eine pauschale Ausnahmegenehmigung gibt es nicht mehr, zuvor müssen wir mit allen älteren Fahrzeugen zu einer Tüv-Prüfung, um zu klären, ob die Genehmigung erteilt werden kann. Das bedeutet natürlich viel Aufwand und auch Kosten für die Gesellschaften. Wir sind aber mit Stadt und Landespolitikern im Gespräch, ob man da noch etwas tun kann. Dazu gibt es seit dem Love-Parade-Unglück verschärfte Sicherheits-Auflagen.

Und zwar?

Bosadjieff: Wir müssen mehr Verkehrskadetten stellen, und zwar 40 statt 34, dazu mehr Sanitäter und zwei zusätzliche Begleitfahrzeuge. Die Polizei und die Feuerwehr haben uns schon grünes Licht gegeben, aber noch nicht das Ordnungsamt. Das verlangt von uns ein Sicherheitskonzept. Das würden wir auch gern erstellen — aber wir wissen noch nicht einmal, wo genau der Zug entlangziehen wird. Schuld daran ist die Baustelle am Landgericht. . .

. . .wo die Stadtwerke gerade die Schwebebahn-Station erneuern.

Bosadjieff: Genau. Wegen dieser Baustelle können wir nicht wie gehabt durch die Haspeler Schulstraße ziehen, sondern würden eigentlich, wie vor ein paar Jahren schon, ein Stück weiter als sonst über die B 7 ziehen und dann über die Wupperstraße auf den Hofkamp. Aber damit sind bislang die Stadtwerke nicht einverstanden, weil das den Busverkehr zu stark beeinträchtigen würde. Und das ist ein Punkt, den ich nicht verstehe: Ob es politische Demonstrationen sind oder Veranstaltungen wie der Lange Tisch — immer kann die B 7 gesperrt und Busse umgeleitet werden. Warum nicht für den Karneval, frage ich mich.

Ihre Meinung: Warum nicht?

Bosadjieff: Meines Erachtens will man uns bei der Stadtspitze nicht mehr haben — weil wir als Brauchtumsveranstaltung nicht so angesehen sind. Und das, obwohl wir im vergangenen Jahr 80 000 Zuschauer hatten. Immerhin hat die Stadt uns einen Zuschuss von 2800 Euro für dieses Jahr zugesichert. Aber es könnte in der Durchführung mehr Unterstützung sein.

Generell: Ist die Finanzierung des Zuges gesichert?

Bosadjieff: Jeder weitere Sponsor kann sich gern bei mir melden, jede Summe ist willkommen.

Spielte es bei der Sponsorensuche eine Rolle, dass Wuppertal in diesem Jahr kein Prinzenpaar hat? Sie haben sich als Prinz sehr offensiv um Sponsoren bemüht. . .

Bosadjieff: Wir haben ja ein Prinzenpaar, das seine Sache sehr gut macht — das Kinderprinzenpaar. Aber, klar, die können natürlich nicht so agieren wie ein erwachsenes Prinzenpaar. Das macht sich schon bemerkbar, gerade im Sponsoren-Bereich.

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass sich kein Prinzenpaar gefunden hat?

Bosadjieff: Sicherlich ist es auch der finanzielle Aspekt, der dabei eine Rolle spielt. Ich habe in meiner Amtszeit eine fünfstellige Summe investiert — genauere Beträge will ich hier nicht sagen.

Fehlt dem Karneval in Wuppertal der engagierte Nachwuchs?

Bosadjieff: Das ist ganz sicher so. Umso wichtiger ist ja der Rosensonntagszug, wo der Karneval ein großes Publikum hat, wo wir die Leute für den Karneval begeistern können. Denn, das muss ich auch sagen: An sich macht Karneval sehr viel Spaß. Es ist unheimlich schön, wenn man Leuten damit Freude schenken kann. Darum mache ich das nämlich, seit Jahren. Und ich mache es gerne.

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