In Zelle misshandelt: Häftlinge angeklagt

Insassen wollten Mithäftling angeblich loswerden und wendeten daher Gewalt an.

Wuppertal. Dem Amtsgericht steht in diesem Monat ein spektakulärer Prozess bevor. Gemeinschaftlich versuchte Nötigung und Körperverletzung - was juristisch alltäglich klingt, birgt zwischen den Aktendeckeln Zündstoff. Denn es geht um Misshandlung in einer Zelle der Justizvollzugsanstalt Simonshöfchen. Das Thema Gewalt hinter Gittern hat in den vergangenen Jahren immer wieder für hitzige Diskussionen gesorgt (siehe Kasten rechts).

Laut Anklage kam es im Simonshöfchen im Februar vergangenen Jahres zu Übergriffen dreier Häftlinge gegen einen Mitinsassen. Es heißt, dass die drei Angeklagten (26 und 27) - alle haben bereits zwischen 13 und 16 Vorstrafen - sowie ein weiterer Häftling seit dem 4. Februar zusammen mit dem späteren Opfer auf einer Zelle untergebracht waren. Einer Zelle, die laut Anklage für vier statt für fünf Personen gedacht war. Bereits nach einer Woche soll es zu einer ersten Auseinandersetzung gekommen sein, bei der der 27-Jährige die Matratze seines Zellen-Mitbewohners unmittelbar vor die Toilette geschoben habe. Die Drohung: Wenn er nicht dort schlafe, müsse er mit weiteren Schikanen rechnen.

Zwei Tage später soll der 26-Jährige eingegriffen haben: Laut Anklage forderte er den Neuling auf, einen Antrag auf Verlegung in eine Einzelzelle zu unterzeichnen. Es kam zum Streit, bei dem der 26-Jährige sein Opfer geohrfeigt, geschüttelt und mit dem Kopf gegen einen Fensterrahmen geschlagen haben soll. Nach einer kurzen Pause habe er sein Opfer dann mit heißem Wasser aus einem Wasserkocher überschüttet. Dabei erlitt der Mann Verbrennungen ersten und zweiten Grades an Hand und Unterarm.

Über weitere Hintergründe ist bislang nichts bekannt. Mittlerweile wurde die Zellengemeinschaft aber aufgelöst, die Häftlinge auf Gefängnisse in Geldern, Hagen und Essen verteilt. Sie werden am 22. Juli erstmals vor dem Schöffengericht wieder aufeinandertreffen. Die Zeugenliste für den Prozess ist kurz: Außer den fünf einstigen Zellenbewohnern hat angeblich niemand etwas von den Vorfällen in der JVA Simonshöfchen mitbekommen. Und: Bislang ist ein Verhandlungstag vorgesehen.

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